Erst die Franzosen, jetzt die Briten: Das Londoner Unterhaus soll an diesem Dienstag
über die so genannte „same sex marriage“ abstimmen, also darüber, ob zwei Personen
desselben Geschlechts eine Ehe schließen dürfen. Der konservative Ministerpräsident
David Cameron will damit ein Wahlversprechen einlösen, riskiert allerdings eine handfeste
Regierungskrise. Schließlich sieht es so aus, als werde die Mehrheit (darunter mehrere
der sogenannten „Fraktionseinpeitscher“) seiner „Tories“ mit Nein stimmen. Cameron
ist daher für seinen Gesetzesvorschlag auf seinen kleineren liberalen Koalitionspartner
und auf die „Labour“-Opposition angewiesen.
Die katholischen Bischöfe warnen
seit Monaten vor der Einführung der - zivilen wie religiösen - Eheschließung von Homosexuellen
in England und Wales. Bischof Philip Egan von Portsmouth sagte gegenüber Radio Vatikan:
„Als
erstes sollten wir intensiv um den Heiligen Geist beten, damit Mister Cameron und
alle, die für diese Neudefinition von Ehe eintreten, in ihrem Herzen umkehren. Wir
haben in dieser Angelegenheit auch dazu aufgerufen, an alle Abgeordneten Briefe zu
schreiben; und ich habe gehört, dass unsere Parlamentarier mit Ausnahme des Falkland-Kriegs
und des Irak-Kriegs noch nie so viel Post bekommen haben! Aus meiner Sicht war das
ein wunderbares Engagement der Katholiken, und nicht nur der Katholiken: So viele
treten mit uns gegen eine Gesetzesänderung ein.“
Religiöse Gruppen sollen
nicht gezwungen werden, eine kirchliche (bzw. Synagogen-) Hochzeit für ein gleichgeschlechtliches
Paar auszurichten, wenn ihr Glaube ihnen das verbietet. Quäker und liberale Juden
haben allerdings schon signalisiert, dass sie solche Eheschließungen vollziehen werden.
Bischof Egan sieht die Dinge grundsätzlich.
„Im Wesentlichen lautet unsere
Position so: Die Ehe ist von Natur aus – und so hat das aus unserer Sicht der Herr
selbst bestätigt – ganz einfach eine Verbindung von einem Mann und einer Frau. Genauso
hat man Ehe seit Urzeiten verstanden. An so einer grundlegenden Definition herumzuschrauben,
ist so, als würde man einen Vater von jetzt an ,Mutter‘ und eine Mutter von jetzt
an ,Vater‘ nennen. Das kann man nicht machen! Wir können das, was eine Ehe ist, nicht
ändern.“
Eine Kalender-Koinzidenz wollte es so, dass nur einen Tag vor
der Abstimmung im Unterhaus der künftige Primas der anglikanischen Staatskirche in
seinem Amt bestätigt wurde – mit einer Feier in der St-Pauls-Kathedrale. „Ich,
Justin Welby, gewählter Erzbischof von Canterbury, schwöre, Ihrer Majestät Elisabeth
II. und ihren rechtmäßigen Nachfolgern gegenüber loyal zu sein – so wahr mir Gott
helfe.“ Der Erzbischof von Canterbury will sich bald in die Debatte einschalten:
mit einem Nein zur gleichgeschlechtlichen Ehe.