Kardinal Koch: Text der gemeinsamen Botschaft mit Lutheranern ist fertig
Mit Spannung wird eine gemeinsame Erklärung des Päpstlichen Einheitsrates und des
Lutherischen Weltbundes erwartet, die den ökumenischen Blick auf das Reformationsjubiläum
ausdrücken wird. Im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert der Vorsitzende des Einheitsrates,
Kardinal Kurt Koch, an diesem Freitag:
„Der Text ist an sich fertig, es
geht jetzt nur noch um die Übersetzungen, vor allem natürlich auch eine deutsche Übersetzung
– der ursprüngliche Text ist auf Englisch. Das sollte nun in nächster Zeit fertig
gestellt sein und dann der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der Text trägt den Titel
,From conflict to communion´, also vom Konflikt zur neuen Gemeinschaft, und wird auch
zum Ausdruck bringen, was wir in den vergangenen fünfzig Jahren ökumenischer Arbeit
an Gemeinsamem gefunden haben. Der Text redet auch von einem gemeinsamen ,Commemorate
of the Reformation´, braucht also nicht den Begriff des Feierns, sondern des Gedenkens,
und damit ist die katholische Sensibilität bei dieser Frage natürlich gut aufgefangen.“
Es
gebe, so Kardinal Koch, zweifelsohne positive Auswirkungen der Reformation auch auf
den Katholizismus, Papst Benedikt habe diese in seiner Rede vor den EKD-Oberen in
Erfurt auch gewürdigt. Insbesondere seien dies das „Betroffensein“ Martin Luthers
von der Gottesfrage, aber auch die Überlegung, dass Gott nicht einfach eine Idee,
sondern eine Realität sei, die ihr konkretes Gesicht in Jesus Christus gezeigt habe.
„Dass
wir das alles wieder entdeckt haben, das ist natürlich Anlass zur Freude. Doch das
ist ja nur die eine Seite. Die andere Seite ist eben die, dass Martin Luther die Erneuerung
der Kirche wollte, einen Universalanspruch erhoben hat und auf keinen Fall eine neue
Kirche gründen wollte. Dass es dann zur Entstehung von neuen Kirchen gekommen ist,
zur Kirchenspaltung und zu blutigen Konfessionskriegen, vor allem im Dreißigjährigen
Krieg, im 16./17. Jahrhundert, das ist die andere Seite. Und nun dieses Positive und
dieses Negative unter dem Oberbegriff des Feierns zusammenzufassen, das ist eine Schwierigkeit.
Deshalb denke ich, dass der Begriff des Gedenkens, der das Positive umfängt, aber
auch die negativen Seiten nicht verdrängt, der adäquatere Begriff ist.“