„Aufstrebende Jugendkulturen“:
Das ist das Thema der kommenden Sitzung des Päpstlichen Kulturrates vom 6.-9. Februar
in Rom. Lebensumstände, digitale Kultur, Glaube und Werte der Jugend stehen im Mittelpunkt
der Tagung an der „Freien Universität Mariä Himmelfahrt“ (LUMSA) in Rom, deren Programm
an diesem Donnerstag der Presse vorgestellt wurde. Der Präsident des Kulturrates,
Kardinal Gianfranco Ravasi, hielt dabei ein Plädoyer für mehr Vertrauen in die Jugend.
Die Entfremdung der Generationen habe auch mit dem oft schlechten Vorbild der Erwachsenen
zu tun und mit der mangelnder Förderung der jungen Generationen, so Ravasi. Er rief
zu einer positiven Sicht der Jugend auf und dafür, ihr Potential zu begreifen:
„Sie
sind von unserer Welt getrennt, vom Äußeren der Gesellschaft, der Politik. Aber gleichzeitig
sind sie die Vernetztesten im Bereich der digitalen Kommunikation. Sie verachten die
offizielle Kultur, zugleich ist die Musik eines ihrer wesentlichen Elemente, ja geradezu
ihre Existenzform. Das Anders-Sein der Jugend, ist in der Tat nicht nur negativ, sondern
enthält überraschend fruchtbare und authentische Elemente. Denken wir daran, wie viele
junge Leute sich für ein Volontariat entscheiden, an ihre Leidenschaft für die Musik,
den Sport, die Freundschaft – eine Art und Weise, uns zu sagen, dass der Mensch nicht
nur vom Brot allein lebt. Und denken wir an ihre spirituelle Originalität, Ehrlichkeit
und ihre Freiheit, die sie hinter scheinbarer Gleichgültigkeit verstecken.“
„Auch
der Glaube hat niedrige Geburtenziffern“
Der Wandel der Gesellschaft
und der Jugend angesichts von Tendenzen der Säkularisierung, neuen Lebensentwürfen
und modernen Kommunikationsmitteln stellt die Kirche in punkto Glaubensvermittlung
vor neue Fragen und Herausforderungen – Stichwort Neuevangelisierung. So wird ein
Schwerpunkt der Tagung die Frage sein, wie die Jugend den Glauben heute wahrnimmt
und wie er besser vermittelt werden kann. Dazu Carlos Alberto Azevedo vom Päpstlichen
Kulturrat:
„Die Bedingungen zu schaffen, eine Begegnung mit der Person Christi
zu ermöglichen, erfordern neben einem pastoralen und theologischen einen kulturellen
Ansatz. Man muss die Mühen und den Misserfolg der kirchlichen Praxis verstehen, der
einen Graben zwischen die Jugend und die Kirche gräbt. Auch der Glaube hat niedrige
Geburtenziffern vorzuweisen. Die Generation der Erwachsenen weiß nicht, wie sie den
Glauben fördern kann, oder sie hat keinen Raum dafür.“
Verstehen, wo es
gut und wo es schiefläuft im Verhältnis zwischen Jugend und Kirche, Vorurteile abbauen,
Bedürfnisse verstehen, Verbesserungsvorschläge machen – so könnte man das Ziel der
Konferenz auf den Punkt bringen. Dabei soll es nicht nur um die Jugend in Europa gehen,
sondern insgesamt in der Welt. Ohne dass das „Studienobjekt“ selbst mitredet, wäre
so eine Veranstaltung freilich wenig glaubwürdig: Deshalb sind auch jugendliche Gäste
mit dabei, und es stehen Kulturveranstaltungen auf dem Programm, u.a. ein Hard-Rock-Konzert
mit Kardinal Ravasi im Publikum.