Neue Forschungen zur kirchlichen Finanzpolitik im Zweiten Weltkrieg
Neue Forschungen zur
kirchlichen Finanzpolitik im Zweiten Weltkrieg deuten auf eine größere Nähe des Vatikans
zu den Gegnern Hitler-Deutschlands als bisher angenommen. Nach Recherchen der britischen
Historikern Patricia M. McGoldrick von der Universität London hat die vatikanische
Vermögensverwaltung zwischen 1941 und 1943 große Summen aus dem besetzten Europa in
die USA überwiesen und teilweise dort investiert. Das berichtet die Vatikanzeitung
„l‘Osservatore Romano“ an diesem Mittwoch. Die Rede ist von mehreren Millionen US-Dollar
in Wertpapieren, Goldbeständen und anderen Besitztümern. Damit habe der Vatikan die
Westalliierten in ihrem Kampf gegen die Nationalsozialisten wesentlich unterstützt.
Das Vatikanblatt bezieht sich auf einen Artikel McGoldricks, der bereits im
Dezember in der renommierten Fachzeitschrift „The Historical Journal“ an der Universität
Cambridge erschienen ist, aber erst jetzt größere Aufmerksamkeit erfährt. Dort schreibt
McGoldrick von einem „Geldfluss aus dem Vatikan“, den die USA verwendet hätten, „um
die Nazis zu schlagen und den Mördern des Holocaust für immer ein Ende zu setzen.“
Die Historikerin wertete für ihre Untersuchung unter anderem bislang unbekannte britische
Geheimdienstpapiere aus. Demnach war der seit 1929 an die Spitze der Finanzverwaltung
des Heiligen Stuhls tätige Bernardino Nogara federführend bei den Transaktionen während
des Krieges. Nogara und seine Mitarbeiter hätten dafür frühzeitig enge Verbindungen
der vatikanischen Vermögensbehörde bzw. der Vatikanbank IOR zu großen US-amerikanischen
und britischen Banken aufgebaut. Daraus habe sich eine bevorzugte Zusammenarbeit auch
mit der US-Finanzaufsicht ergeben, die gegenüber dem Vatikan auf die üblichen Restriktionen
bei Geldgeschäften während des Krieges verzichtet habe.(or/kna 30.01.2013 pr)