2013-01-30 14:06:21

Freude über Rückeroberung Timbuktus - Bischöfe warnen vor Racheakten


RealAudioMP3 Die historische Stadt Timbuktu im Norden Malis ist an diesem Montag durch eine gemeinsame Aktion der malischen und französischen Streitkräfte befreit worden – Kampfhandlungen waren dabei nicht nötig, die Islamisten hatten die Stadt beim Einzug der Armeen bereits verlassen. Die Soldaten wurden durch Freudenrufe der Bevölkerung begrüßt. Neun Monate war die Stadt in der Hand von Islamisten gewesen, und die Besetzung hat ihre Spuren hinterlassen: Unschätzbare antike Dokumente, die sich in den Bibliotheken der Stadt befanden, sind durch die Islamisten zerstört worden. Doch die Freude der malischen Bevölkerung über die Befreiung ist groß. Pater Edmond Dembele, der Sprecher der malischen Bischofskonferenz, erklärte gegenüber Radio Vatikan:

„Wie Sie sich vorstellen können, hat die Nachricht von der Befreiung nicht nur bei den Einwohnern der Stadt, sondern in ganz Mali immense Freude ausgelöst. Wie Sie wissen, ist Timbuktu eine sehr bekannte Stadt, weit über Mali hinaus, und sie beherbergt viele wichtige Monumente des Islams; in der Region finden sich außerdem viele historische Mausoleen. Die Stadt und die Region waren über viele Monate in der Hand der Islamisten, so dass die Befreiung durch die beiden Armeen nun mit großer Freude aufgenommen wurde.“

Die Islamisten haben vor ihrem Rückzug Strom- und Telefonleitungen gekappt, so dass die Lage in der Stadt sehr schwierig ist. Die Soldaten versuchen, wieder Sicherheit und Ordnung in der Stadt zu gewährleisten. Es sei jedoch zu Plünderungen gekommen, auch Racheakte der Bevölkerung gegen in der Stadt verbliebene Kollaborateure der Islamisten sind jetzt zu befürchten:

„Es ist seit Beginn der Operationen zur Wiedereroberung des Nordens viel zur Sensibilisierung getan worden, um Plünderungen und Racheakte zu verhindern. Die Menschen, die hier zusammenleben, haben sich auf einmal in gegnerischen Lagern wiedergefunden. Nachbarn, die Tür an Tür wohnen, waren plötzlich untereinander verfeindet. Es gibt Menschen, die mit den Islamisten zusammen gearbeitet haben und die es verdient haben, den gesetzlichen Regeln entsprechend verurteilt zu werden. Doch die Bevölkerung hat in diesen Monaten sehr unter ihnen gelitten, so dass, auch wenn nun der Friede wieder einkehrt, nach wie vor die Gefahr der Selbstjustiz besteht. Ich hoffe allerdings, dass es nicht dazu kommen wird.“

Eine besonders schwerwiegende Folge der Besetzung ist sicherlich die unwiederbringliche Zerstörung von Kulturgütern durch die Islamisten: Jahrhundertealte, handschriftliche Dokumente sind den Islamisten zum Opfer gefallen. Pater Dembele dazu:

„Die Bestätigung dieser Nachricht hat den Maliern viel Schmerz bereitet. Diese Manuskripte aus Timbuktu stellen für viele Malier einen großen kulturellen Reichtum dar. Das ist wirklich sehr bedauerlich! Ich hoffe, dass ein Weg gefunden wird, die Manuskripte, die nicht zerstört worden sind, noch besser zu schützen, damit sie auf lange Sicht genutzt werden können.“

Versuch einer Normalisierung

Wie der Sprecher der Bischofskonferenz außerdem berichtet, ist in Gao in der Zwischenzeit der Bürgermeister in die Stadt zurückgekehrt und hat mit Befriedigung festgestellt, dass die Bürger ihr tägliches Leben wieder aufgenommen haben. Die Geberländer und Freunde Malis haben sich an diesem Dienstag in Addis Abeba am Sitz der Afrikanischen Union getroffen, um Geldmittel zur Stabilisierung Malis bereit zu stellen, eine wichtige Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden in der Region. Japan, der größte Geber, hat bereits 120 Millionen Dollar für Mali und den Sahel zugesagt.

Vom militärischen Gesichtspunkt aus ist der Krieg noch lange nicht vorbei, auch wenn die Rückeroberung Timbuktus ein wichtiges Symbol darstellt. Der britische Premierminister hat zugesagt, 240 Soldaten zu schicken, die zwar nicht in die Kampfhandlungen eingreifen sollten, aber die Truppen des westafrikanischen Landes trainieren könnten. Großbritannien stellt damit das erste westliche Land dar, das Frankreich bei seinen Operationen auf dem Territorium konkrete Hilfestellung am Boden leisten wird.

(rv 30.01.2013 cs)







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