Freude über Rückeroberung Timbuktus - Bischöfe warnen vor Racheakten
Die historische Stadt
Timbuktu im Norden Malis ist an diesem Montag durch eine gemeinsame Aktion der malischen
und französischen Streitkräfte befreit worden – Kampfhandlungen waren dabei nicht
nötig, die Islamisten hatten die Stadt beim Einzug der Armeen bereits verlassen. Die
Soldaten wurden durch Freudenrufe der Bevölkerung begrüßt. Neun Monate war die Stadt
in der Hand von Islamisten gewesen, und die Besetzung hat ihre Spuren hinterlassen:
Unschätzbare antike Dokumente, die sich in den Bibliotheken der Stadt befanden, sind
durch die Islamisten zerstört worden. Doch die Freude der malischen Bevölkerung über
die Befreiung ist groß. Pater Edmond Dembele, der Sprecher der malischen Bischofskonferenz,
erklärte gegenüber Radio Vatikan:
„Wie Sie sich vorstellen können, hat die
Nachricht von der Befreiung nicht nur bei den Einwohnern der Stadt, sondern in ganz
Mali immense Freude ausgelöst. Wie Sie wissen, ist Timbuktu eine sehr bekannte Stadt,
weit über Mali hinaus, und sie beherbergt viele wichtige Monumente des Islams; in
der Region finden sich außerdem viele historische Mausoleen. Die Stadt und die Region
waren über viele Monate in der Hand der Islamisten, so dass die Befreiung durch die
beiden Armeen nun mit großer Freude aufgenommen wurde.“
Die Islamisten
haben vor ihrem Rückzug Strom- und Telefonleitungen gekappt, so dass die Lage in der
Stadt sehr schwierig ist. Die Soldaten versuchen, wieder Sicherheit und Ordnung in
der Stadt zu gewährleisten. Es sei jedoch zu Plünderungen gekommen, auch Racheakte
der Bevölkerung gegen in der Stadt verbliebene Kollaborateure der Islamisten sind
jetzt zu befürchten:
„Es ist seit Beginn der Operationen zur Wiedereroberung
des Nordens viel zur Sensibilisierung getan worden, um Plünderungen und Racheakte
zu verhindern. Die Menschen, die hier zusammenleben, haben sich auf einmal in gegnerischen
Lagern wiedergefunden. Nachbarn, die Tür an Tür wohnen, waren plötzlich untereinander
verfeindet. Es gibt Menschen, die mit den Islamisten zusammen gearbeitet haben und
die es verdient haben, den gesetzlichen Regeln entsprechend verurteilt zu werden.
Doch die Bevölkerung hat in diesen Monaten sehr unter ihnen gelitten, so dass, auch
wenn nun der Friede wieder einkehrt, nach wie vor die Gefahr der Selbstjustiz besteht.
Ich hoffe allerdings, dass es nicht dazu kommen wird.“
Eine besonders
schwerwiegende Folge der Besetzung ist sicherlich die unwiederbringliche Zerstörung
von Kulturgütern durch die Islamisten: Jahrhundertealte, handschriftliche Dokumente
sind den Islamisten zum Opfer gefallen. Pater Dembele dazu:
„Die Bestätigung
dieser Nachricht hat den Maliern viel Schmerz bereitet. Diese Manuskripte aus Timbuktu
stellen für viele Malier einen großen kulturellen Reichtum dar. Das ist wirklich sehr
bedauerlich! Ich hoffe, dass ein Weg gefunden wird, die Manuskripte, die nicht zerstört
worden sind, noch besser zu schützen, damit sie auf lange Sicht genutzt werden können.“
Versuch
einer Normalisierung
Wie der Sprecher der Bischofskonferenz außerdem
berichtet, ist in Gao in der Zwischenzeit der Bürgermeister in die Stadt zurückgekehrt
und hat mit Befriedigung festgestellt, dass die Bürger ihr tägliches Leben wieder
aufgenommen haben. Die Geberländer und Freunde Malis haben sich an diesem Dienstag
in Addis Abeba am Sitz der Afrikanischen Union getroffen, um Geldmittel zur Stabilisierung
Malis bereit zu stellen, eine wichtige Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden
in der Region. Japan, der größte Geber, hat bereits 120 Millionen Dollar für Mali
und den Sahel zugesagt.
Vom militärischen Gesichtspunkt aus ist der Krieg
noch lange nicht vorbei, auch wenn die Rückeroberung Timbuktus ein wichtiges Symbol
darstellt. Der britische Premierminister hat zugesagt, 240 Soldaten zu schicken, die
zwar nicht in die Kampfhandlungen eingreifen sollten, aber die Truppen des westafrikanischen
Landes trainieren könnten. Großbritannien stellt damit das erste westliche Land dar,
das Frankreich bei seinen Operationen auf dem Territorium konkrete Hilfestellung am
Boden leisten wird.