Polen: Bischof Nossol kritisiert Verflechtung von Kirche und Staat
Der emeritierte Bischof Alfons Nossol sieht das Verhältnis von Kirche und Staat in
Polen kritisch. Der ehemalige Bischof von Oppeln beklagte am Sonntag im Deutschlandfunk
eine zu große Nähe zwischen beiden Seiten. Geschichtlich habe er zwar Verständnis
dafür, aber tatsächlich halte er davon gar nichts. „Ich hasse es, ganz radikal gesagt,
Politik mit Theologie, mit Kirchlichkeit zu verbinden.“ Zugleich räumte Nossol eine
zunehmende Entfremdung der Polen von der katholischen Kirche ein. Diese Entwicklung
mache ihn traurig, bereite ihm aber keine Angst. „Das ist die Säkularisierungswelle,
und um die kommt die Kirche nicht herum.“ Zu Zeiten der Aufklärung habe das Bild noch
düsterer ausgesehen. Sorgen mache er sich deswegen auch weniger um die Kirche selbst,
betonte der Bischof. Stattdessen treibe ihn die Frage nach der Zukunft der Menschheit
um. „Wenn sie sich wirklich total von Gott, dem absoluten Gut, entfremdet, wo steuert
sie dann hin?“ Der 80-jährige Nossol war bis zu seiner Emeritierung 2009 mit 32 Amtsjahren
Polens dienstältester Ortsbischof. 1999 verlieh ihm Papst Johannes Paul II. wegen
seiner Verdienste den persönlichen Titel eines Erzbischofs.