2013-01-26 10:13:57

Benedikt XVI.: „Ohne Glaube ist Ökumene nur ein Vertrag“


RealAudioMP3 Ohne den Glauben ist die Ökumene nur ein Vertrag. Daran hat der Papst zu Abschluss der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen erinnert. Bei der ökumenischen Vesperfeier am Hochfest Bekehrung des heiligen Paulus ging der Papst vom Dekret des zweiten Vatikanischen Konzils zur Ökumene aus: „Es gibt keine echte Ökumene ohne innere Bekehrung“ (Nr. 7). Vor Vertretern verschiedener christlicher Kirchen, darunter u.a. Metropolit Gennaios vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und ein Vertreter des Erzbischofs von Canterbury, rief der Papst in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern zum gemeinsamen Einsatz für Versöhnung, Dialog und gegen gesellschaftliche Diskriminierung auf.

Gemeinschaft im selben Glauben

Die Basis der Ökumene sei zunächst die Gemeinschaft im selben Glauben, so Benedikt XVI.: „Die Einheit ist ein Geschenk Gottes, das untrennbar mit dem Glauben verbunden ist. Wie es der heilige Paulus treffend ausdrückt: ,Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist‘ (Eph 4: 4-6).“

Das „Bekenntnis unseres Taufglaubens in Gott“ sei es, dass die Christen eine, unterstrich der Papst. Der Glaube müsse dabei Dreh- und Angelpunkt der ökumenischen Bewegung sein; diese dürfe nicht zum Selbstzweck werden: „Ohne den Glauben – der vor allem ein Geschenk Gottes ist, aber dann auch Antwort des Menschen – wird die gesamte ökumenische Bewegung zu einer Art ,Vertrag‘, um einem gemeinsamen Interesse nach zu gehen.“

Aus diesem Glauben müssten Versöhnung, Dialog und gegenseitiges Verständnis wachsen, so der Papst weiter - auf einem Weg zur vollständigen und sichtbaren Einheit der Christenheit, um den „Skandal der Spaltung“ zu überwinden.

Theologische Differenzen nicht herunterspielen

Theologische Differenzen dürften dabei allerdings weder missachtet noch heruntergespielt werden, fügte Benedikt XVI. an: „Stattdessen müssen sie mit Mut und in einem Geiste der Brüderlichkeit und des gegenseitigen Respektes angegangen werden.“ Auch hier sei es wieder der Wille Gottes, der eine volle Einheit erst ermögliche:

„Der Dialog, wenn er den Vorrang des Glaubens widerspiegelt, erlaubt, sich dem Handeln Gottes mit der festen Zuversicht zu öffnen, dass wir alleine die Einheit nicht schaffen können, sondern dass es der Heilige Geist ist, der uns in die volle Gemeinschaft führt. Er erlaubt auch, den geistlichen Reichtum zu begreifen, der uns durch die verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften gegeben ist.“

Einheit ist Grundlage eines authentischen christlichen Zeugnisses

Herausforderung für alle Kirchen sei heute der schwindende Einfluss der christlichen Botschaft im persönlichen und gemeinschaftlichen Leben, so der Papst weiter. Die Einheit der Christenheit sei deshalb eine Voraussetzung für die Mission und die Neuevangelisierung, „um auf immer glaubwürdigere Weise denen den Glauben zu verkünden, die den Erlöser noch nicht kennen, oder die, nachdem sie die Verkündigung gehört haben, dieses kostbare Geschenk vergessen haben.“

Weiter rief der Papst zur Überwindung von Tendenzen auf, die die Gesellschaft schädigen. Das Thema der Weltgebetswoche „Mit Gott gehen“ bedeute auch, „die Barrieren zu überwinden, den Hass, den Rassismus und die soziale und religiöse Diskriminierung, welche die Gesellschaft beschädigen. Wie der heilige Paulus es sagt: Die Christen müssen als erstes ein leuchtendes Beispiel der Suche nach Versöhnung und der Gemeinschaft in Christus sein, die alle Arten der Trennung überwinden.“

Explizit verwies Benedikt XVI. auf Christen in Indien, die unter schwierigen Bedingungen leben. Indische Kirchenstellen, katholische Hochschulen des Landes und der Nationale Kirchenrat hatten die Texte für die ökumenische Gebetswoche erstellt.

Kardinal Koch würdigt den Einsatz des Papstes für die Ökumene

Der Präsident des päpstlichen Einheitsrates würdigte bei der Vesper den Einsatz des Papstes für die Ökumene. Benedikt XVI. begreife seine Verantwortung als Nachfolger Petri „auch und vor allem als Dienst an der Einheit der Christen“, unterstrich Kardinal Kurt Koch in seinem Grußwort. Im Jahr des Glaubens bekomme das Gebet für die Einheit der Christen einen besonderen Akzent, so Koch:

„Es lädt uns dazu ein und drängt uns dazu, die Glaubensgrundlagen der ökumenischen Verantwortung neu zu verifizieren und sie zu vertiefen: Die Suche nach der Einheit der Christen ist nicht einfach ein menschliches Bestreben, sondern entspricht dem Willen im Namen unseres Herrn.“
(rv 26.01.2013 pr)








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