Benedikt XVI.: „Ohne Glaube ist Ökumene nur ein Vertrag“
Ohne den Glauben ist
die Ökumene nur ein Vertrag. Daran hat der Papst zu Abschluss der Weltgebetswoche
für die Einheit der Christen erinnert. Bei der ökumenischen Vesperfeier am Hochfest
Bekehrung des heiligen Paulus ging der Papst vom Dekret des zweiten Vatikanischen
Konzils zur Ökumene aus: „Es gibt keine echte Ökumene ohne innere Bekehrung“ (Nr.
7). Vor Vertretern verschiedener christlicher Kirchen, darunter u.a. Metropolit Gennaios
vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und ein Vertreter des Erzbischofs
von Canterbury, rief der Papst in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern
zum gemeinsamen Einsatz für Versöhnung, Dialog und gegen gesellschaftliche Diskriminierung
auf.
Gemeinschaft im selben Glauben
Die Basis der Ökumene
sei zunächst die Gemeinschaft im selben Glauben, so Benedikt XVI.: „Die Einheit ist
ein Geschenk Gottes, das untrennbar mit dem Glauben verbunden ist. Wie es der heilige
Paulus treffend ausdrückt: ,Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch
eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und
Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist‘ (Eph 4: 4-6).“
Das
„Bekenntnis unseres Taufglaubens in Gott“ sei es, dass die Christen eine, unterstrich
der Papst. Der Glaube müsse dabei Dreh- und Angelpunkt der ökumenischen Bewegung sein;
diese dürfe nicht zum Selbstzweck werden: „Ohne den Glauben – der vor allem ein Geschenk
Gottes ist, aber dann auch Antwort des Menschen – wird die gesamte ökumenische Bewegung
zu einer Art ,Vertrag‘, um einem gemeinsamen Interesse nach zu gehen.“
Aus
diesem Glauben müssten Versöhnung, Dialog und gegenseitiges Verständnis wachsen, so
der Papst weiter - auf einem Weg zur vollständigen und sichtbaren Einheit der Christenheit,
um den „Skandal der Spaltung“ zu überwinden.
Theologische Differenzen
nicht herunterspielen
Theologische Differenzen dürften dabei allerdings
weder missachtet noch heruntergespielt werden, fügte Benedikt XVI. an: „Stattdessen
müssen sie mit Mut und in einem Geiste der Brüderlichkeit und des gegenseitigen Respektes
angegangen werden.“ Auch hier sei es wieder der Wille Gottes, der eine volle Einheit
erst ermögliche:
„Der Dialog, wenn er den Vorrang des Glaubens widerspiegelt,
erlaubt, sich dem Handeln Gottes mit der festen Zuversicht zu öffnen, dass wir alleine
die Einheit nicht schaffen können, sondern dass es der Heilige Geist ist, der uns
in die volle Gemeinschaft führt. Er erlaubt auch, den geistlichen Reichtum zu begreifen,
der uns durch die verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften gegeben ist.“
Einheit
ist Grundlage eines authentischen christlichen Zeugnisses
Herausforderung
für alle Kirchen sei heute der schwindende Einfluss der christlichen Botschaft im
persönlichen und gemeinschaftlichen Leben, so der Papst weiter. Die Einheit der Christenheit
sei deshalb eine Voraussetzung für die Mission und die Neuevangelisierung, „um auf
immer glaubwürdigere Weise denen den Glauben zu verkünden, die den Erlöser noch nicht
kennen, oder die, nachdem sie die Verkündigung gehört haben, dieses kostbare Geschenk
vergessen haben.“
Weiter rief der Papst zur Überwindung von Tendenzen auf,
die die Gesellschaft schädigen. Das Thema der Weltgebetswoche „Mit Gott gehen“ bedeute
auch, „die Barrieren zu überwinden, den Hass, den Rassismus und die soziale und religiöse
Diskriminierung, welche die Gesellschaft beschädigen. Wie der heilige Paulus es sagt:
Die Christen müssen als erstes ein leuchtendes Beispiel der Suche nach Versöhnung
und der Gemeinschaft in Christus sein, die alle Arten der Trennung überwinden.“
Explizit
verwies Benedikt XVI. auf Christen in Indien, die unter schwierigen Bedingungen leben.
Indische Kirchenstellen, katholische Hochschulen des Landes und der Nationale Kirchenrat
hatten die Texte für die ökumenische Gebetswoche erstellt.
Kardinal
Koch würdigt den Einsatz des Papstes für die Ökumene
Der Präsident
des päpstlichen Einheitsrates würdigte bei der Vesper den Einsatz des Papstes für
die Ökumene. Benedikt XVI. begreife seine Verantwortung als Nachfolger Petri „auch
und vor allem als Dienst an der Einheit der Christen“, unterstrich Kardinal Kurt Koch
in seinem Grußwort. Im Jahr des Glaubens bekomme das Gebet für die Einheit der Christen
einen besonderen Akzent, so Koch:
„Es lädt uns dazu ein und drängt uns dazu,
die Glaubensgrundlagen der ökumenischen Verantwortung neu zu verifizieren und sie
zu vertiefen: Die Suche nach der Einheit der Christen ist nicht einfach ein menschliches
Bestreben, sondern entspricht dem Willen im Namen unseres Herrn.“ (rv 26.01.2013
pr)