Die neuen Medien, ein „Geschenk für die Menschheit“
Soziale Netzwerke
sind keine rein virtuellen Welten oder Parallelgesellschaften, sondern sind Teil der
täglichen Lebenswelt vieler Menschen. Das schreibt Papst Benedikt XVI. in seiner Botschaft
zum Welttag der Medien, den die Kirche jährlich am Gedenktag des Heiligen Franz von
Sales, also am 24. Januar, begeht. Unter der Überschrift „Soziale Netzwerke: Portale
der Wahrheit und des Glaubens; neue Räume der Evangelisierung“ nimmt der Papst Facebook,
Twitter und Co. in den Blick. Vorgestellt wurde die Botschaft unter anderem von
Paul Tighe, Sekretär des päpstlichen Medienrates. Man könne die Botschaft am besten
verstehen, wenn man sie als ein Kapitel in den Reflexionen des Papstes über neue Medien
lese, so Tighe:
„Noch vor fünf Jahren, als sich der Papst das erste Mal
zum Thema äußerte, waren die medialen Netzwerke noch nicht das, was sie heute sind.
Dass er sich in diesem Jahr wieder dieser Realität widmet, zeigt, dass der Papst die
Entwicklungen wahrnimmt. Dieser Fokus bietet sich auch deswegen an, weil der Papst
sich selbst über Twitter in ein soziales Netzwerk begeben hat; es bietet sich eine
Reflexion der Gründe für dieses Engagement an. Was neu an dieser Botschaft ist, ist
die Betonung der Einheit der Kommunikation. Wenn man den Text liest, stellt man fest,
dass der Papst sehr sorgfältig einen Dualismus zwischen online und offline vermeidet.
Wir leben in nur einer Wirklichkeit. Wir mögen online oder offline sein, aber es ist
immer dasselbe handelnde Subjekt.“
Der Papst habe wiederholt die neuen
Medien als „Geschenk für die Menschheit“ bezeichnet, Tighe betont den grundsätzlichen
positiven Ansatz auch dieser Papstbotschaft, verschweigt aber auch nicht die kritischen
Punkte an den neuen Medien.
„Wir kennen die technischen Fortschritte. Der
Papst sagt aber, dass die wirklichen Veränderungen nicht darin liegen, sondern in
der Kommunikation selbst. Wie lernen wir, wie formen wir Beziehungen, wie gestalten
wir Politik, wie verdienen wir Geld: Das alles wird von den Netzwerken verändert.
Es ist ein radikaler Wandel. Der Papst sieht das Positive in den neuen Technologien.
Aber diese Technologien allein machen die Dinge nicht besser. Es braucht den Einsatz
derer, die diese Netzwerke ausmachen. Das Gute und Schlechte hängt davon ab, was die
Menschen daraus machen.“
Warnung vor aggressiven katholischen Webseiten
Bei
der Vorstellung der Papstbotschaft hat der Leiter des päpstlichen Medienrates, Erzbischof
Claudio Maria Celli, katholische Internetseiten davor gewarnt, den Glauben aggressiv
zu vertreten. „Wir empfehlen katholischen Seiten einen respektvollen Dialog mit den
anderen. Manchmal haben wir zu aggressive Seiten“, so Celli. Es gehe nicht nur darum,
im Internet das Evangelium zu rekapitulieren. „Das Netz ist eine von Menschen bewohnte
Welt, und das erfordert menschliche Sensibilität.“ Es reiche nicht aus, nur dogmatische
Zitate zu präsentieren. Gerade junge Menschen suchten vielmehr nach dem Sinn ihres
Daseins. Dieser Herausforderung müsse sich die Kirche auch im Internet stellen. Celli
teilt zugleich mit, dass der Twitter-Account von Papst Benedikt XVI. auf Latein inzwischen
mehr als 11.000 Follower habe.