Der bisherige israelische
Regierungschef Benjamin Netanjahu hat eine schwere Wahlschlappe erlitten. Das offizielle
Endergebnis der Stimmauszählung wird zwar erst für Donnerstag erwartet, doch bereits
in der Wahlnacht am Dienstag hat sich ein deutliches Bild ergeben, wie das Endergebnis
aussehen wird: da es keinen klaren Sieger gibt, wird der nächste Premierminister eine
Koalition eingehen müssen. David Mark Neuhaus ist israelischer Jesuit und Patriarchalvikar
für die hebräisch-sprechenden Katholiken im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem.
Bevor die ersten Resultate bekannt wurden, sagte er im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Ich
denke, dass die Mehrheit der Israelis von den Politikern enttäuscht ist, weil die
Bürger gesehen haben, dass die Politiker hier oft lügen. Deshalb gibt es viele, die
den Urnen ferngeblieben sind, weil sie nicht wussten, wem sie ihre Stimme geben könnten.
Man weiß nicht, welcher Politiker oder welche Partei eine bessere Zukunft für das
Land garantieren könnte.“
Im Amt könnte Netanjahu dennoch bleiben, wenn
er mit einer der neuen Klein-Parteien eine Koalition bildet. Wie Experten erwartet
haben, erhielten vor allem diese kleineren Gruppen viel Stimmen.
„Es ist
jetzt interessant zu sehen, wie viele Stimmen die kleinen extremistischen Parteien
konkret erhalten werden. Denn auch die Parteien am extremen Rechtsrand sind Oppositionsparteien.
Das ist ein Zeichen für eine Krise der politischen Blöcke in Israel. Denn auch wenn
man Netanjahu in einer ganz bestimmten politischen Ecke einordnen kann, so muss man
gleichzeitig auch sagen, dass er ein sehr reicher Geschäftsmann ist. Auch das Business
spielte in diesen Wahlen eine Rolle.“