USA: Auch katholische Familien gehen gerne mal zum Schießstand
„So wahr mir Gott
helfe“: Mit dem öffentlichen Amtseid auf den Stufen des Kapitols startet Barack Obama
in seine zweite Amtszeit. Eines der Hauptprojekte für den US-Präsidenten ist ein Maßnahmenbündel,
das den Verkauf und die Verbreitung von Feuerwaffen einschränken soll – eine Lehre
aus dem Massaker an Schulkindern in Newtown vergangenen Dezember. Das Projekt spaltet
die waffenvernarrte US-Gesellschaft, doch die Bischöfe stehen Obama in diesem Kampf
zur Seite, sagt die Leiterin des bischöflichen Sozialkomitees, Kathy Saile.
„Sowohl
der Vatikan als auch die US-Bischofskonferenz haben schon länger eine verbesserte
Gesetzgebung zur Kontrolle von Waffen gefordert, vor allem von Handfeuerwaffen. Weil
die Gewalt durch solche Waffen in den USA besonders hoch ist, treten die Bischöfe
schon seit Jahren für ein Verbot von angriffsfähigen Feuerwaffen ein. Schließlich
ist die Lehre der Kirche besonders verwurzelt im Glauben an die Heiligkeit des Lebens.
In einem Statement mit dem Titel ,Gegen eine Kultur der Gewalt´ sprechen die Bischöfe
genauso von Gewalt durch Feuerwaffen wie von Gewalt durch Abtreibung. Allerdings sind
unsere US-Katholiken nicht alle gegen Waffen, sondern sind geprägt durch die Kultur
oder die Region, in der sie aufgewachsen sind. Auch bei den Katholiken gibt es Familien,
die gerne mal zum Schießstand gehen.“
Frau Saile ist sich nicht sicher,
dass Obama mit seinen Anti-Feuerwaffen-Maßnahmen im Kongress durchkommen wird.
„Dieser
Kampf stößt auf viele Widerstände. Viele Beobachter geben einem Verbot von angriffsfähigen
Feuerwaffen keine großen Chancen, glauben aber an einen Kompromiss, dass die Käufer
von Waffen genauer unter die Lupe genommen werden. Immerhin hat das Schulmassaker
vom Dezember viele Amerikaner aufgerüttelt, eine knappe Mehrheit der Amerikaner ist
jetzt für Waffenkontrolle. Das ist ein günstiger Moment für uns, etwas für Massakerprävention
zu tun – das wird so schnell nicht wiederkommen. Darum sollten die Bischöfe jetzt
ihr Gewicht in die Waagschale werfen, und Katholiken sollten an ihre Kongressabgeordneten
schreiben, dass sie für Waffenregulierung sind und für eine Kultur des Lebens, nicht
des Todes.“
Während des Wahlkampfs 2012 hatten sich Obama und die US-Bischöfe
noch heftig über Ausführungsbestimmungen der Gesundheitsreform gestritten. Zu Beginn
der zweiten Amtszeit sieht es nun aus, als gäbe es eine größere gemeinsame Basis für
beide Parteien. Die US-Bischofskonferenz steht nicht nur beim Waffengesetz, sondern
auch beim angekündigten Einwanderungsgesetz auf der Seite des Präsidenten. Eine umfassende
Reform der Einwanderungsgesetzgebung gehört zu Obamas wichtigsten Projekten für die
zweite Amtszeit: Es geht darum, etwa elf Millionen (vor allem hispanischen) Immigranten
ohne Papiere eine Legalisierung und schließlich die US-Staatsbürgerschaft zu verschaffen.
Für dieses Vorhaben trifft der Demokrat Obama auch bei den Republikanern auf immer
mehr Verhandlungsbereitschaft.