Auch auf Latein twittert
der Papst ab diesem Sonntag. Noch bevor es losging, hatte der Account in der Sprache
Ciceros „@Pontifex_ln“ über 5000 „Follower“. Was viele für einen Werbegag halten,
ist dem Lateinischen nur angemessen und ganz natürlich, sagt Ivano Dionigi, Präsident
der Päpstlichen Lateinakademie im Gespräch mit Radio Vatikan. Der Papst sei wirklich
„in medias res“, und zeige, dass er mit seiner Botschaft die Menschen wirklich
erreichen wolle. Überhaupt zeichne das Zueinander von Tradition und Innovation die
ganze Geschichte der Kirche aus.
„Ich erinnere nur an den Klammeraffen
@, der im Englischen „ät“ genannt wird. Das ist in Wirklichkeit das lateinische „ad“,
also „an“. Es gibt also keinen Widerspruch zwischen unserer Kultur und Sprache und
der Technologie. Wie schon Petrarca sagt, müssen wir zugleich zurück und nach vorne
schauen. Wir leben von der Geschichte und sind Geschichte. Es ist lebensnotwendig,
diese beiden Aspekte miteinander zu versöhnen.“
Bricht der Papst mit einem
lateinischen Twitteraccount nicht eine Lanze fürs Latein?
„Durchaus! Auch
weil das Lateinische durch seine Kürze und Prägnanz sehr gut geeignet ist für Twitter.
Ich denke, wir müssen angesichts des Schwalls an Worten alle wieder zu einer gewissen
Bündigkeit im Stile des Tacitus’ zurückkehren und den Wert des Wortes neu schätzen
lernen. Früher sagte man bei einem neuen Beginn „Felix, faustus fortunatusque sit
hic nuntius“, eine Art klassisches „Viel Glück!“ Dass diese päpstliche Initiative
wirklich eine glückliche und erfolgreiche sei, das wünsche ich!“
Benedikt
XVI. hatte vor kurzen begonnen, die Kernaussagen der Mittwochsaudienzen und der Angelusgebete
in verschiedenen Sprachen zu twittern. Wie aus Vatikankreisen verlautet, tippt der
Papst nicht selber die Nachrichten auf seinem Ipad ein, aber er genehmigt den Wortlaut
jeder einzelnen Botschaft. Insgesamt folgen dem Papst derzeit über 2,5 Millionen Twitterer,
auf Deutsch sind es knapp 50.000.