2013-01-19 10:44:05

Die Betrachtung zum Sonntag


Aus dem Johannesevangelium 2: 1-11
RealAudioMP3 In jener Zeit fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!
Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand.
Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.

Die Betrachtung zum Sonntag spricht Veronika Prüller-Jagenteufel, Pastoralamtsleiterin des Erzbistums Wien.


Die Kirche hat früher das Wunder bei der Hochzeit zu Kana in einem dreifachen Fest begangen zusammen mit der Erinnerung an die drei Weisen bei der Krippe und an die Taufe Jesu. Dreifach wurde damit Erscheinung des Herrn gefeiert, denn wie den Weisen, so bei der Taufe und im Wunder zu Kana erscheint der Glanz und das Leuchten der Menschwerdung Gottes, die Herrlichkeit des Sohnes Gottes unter den Menschen.

„Es war herrlich“, kann man im Deutschen sagen, wenn ein Erlebnis wunderbar und großartig war, wenn etwas gut getan oder beeindruckt hat. Das griechische Wort Doxa für Herrlichkeit verweist auf Glänzen und Strahlen, auf etwas Prächtiges. Wir sind es gewohnt, Herrschaftliches damit zu assoziieren, an den goldstrotzenden Prunk früherer Fürsten und Könige zu denken. Ich glaube jedoch, dass es bei der Herrlichkeit Jesu als Sohn Gottes um etwas anderes geht. Die Zeichen, die er setzt, sind nicht dazu da, die Menschen mit Wundermacht und Zauberkraft zu blenden und in die Knie zu zwingen. Sie bringen vielmehr Licht in die Welt als Vorschein des Glanzes der Ewigkeit, ein Licht, in dem man sich aufrichten und frei durchatmen kann. „Ein Gehen ins Licht“ – so bezeichnen manche Menschen heute ihre Hoffnung über den Tod hinaus und sind damit der Verheißung des christlichen Glaubens durchaus nahe. Zu diesem Glauben gehört das Vertrauen darauf, dass das göttliche Licht durch Christus mitten unter uns erschienen ist und uns auch heute zu leuchten vermag.

Die Szenerie der Hochzeit zu Kana setzt die Erscheinung des Herrn mitten in das bunte Treiben des orientalischen Lebens und zwar an einem seiner Höhepunkte: einem Hochzeitsfest. Auch damals haben sich die Menschen für ein solches Fest herausgeputzt und waren gewiss prächtig anzusehen. Die Herrlichkeit Christi gibt dem Leuchten menschlicher Freude einen ewigen Tiefenglanz. Sein Licht ist nicht jenseits dessen, was das Leben schön macht, sondern da mitten drin. Symbol dafür ist der köstliche Wein, der plötzlich auftaucht, als das Fest wohl wegen der Armut der Leute vorzeitig zu Ende zu gehen droht. „Die Armen können feiern und erleben die Fülle des Lebens“, so könnte eine Zusammenfassung der Reich-Gottes-Botschaft Jesu lauten. Ich stelle mir den freudigen Glanz auf den Gesichtern des jungen Ehepaares vor und möchte hoffen, dass sie ein Leben lang aus der Dankbarkeit über die Geschenke Gottes miteinander leben konnten.

Geschöpft wurde dieser Wein der Freude aus den Wasserkrügen für die Reinigung, die es wohl in jedem jüdischen Haus damals gab. Gottes Glanz kann in den ganz einfachen Dingen des Lebens stecken. Wir müssen keine tollen Fässer im Keller horten, sondern es genügt das Wasser des Alltags, das wir Gott hinhalten und das er verwandeln kann in die Erfahrung seiner Gegenwart.

Die Krüge müssen allerdings zuerst gefüllt sein mit dem Wasser, das reinigt. Auch bei der Taufe im Jordan war die Bereitschaft der Menschen wichtig, sich von Gott reinigen zu lassen und einen neuen Anfang mit ihm zu machen. Jesus ist stellvertretend für die ganze Menschheit dazu bereit. Bei der Hochzeit zu Kana wird das reinigende Wasser zum festlichen Wein. Jesus setzt mit diesem Zeichen einen neuen Anfang. Er zeigt: Gottes reinigendes Gericht ist eine Einladung zum Fest, zum Leben in Fülle und Licht. Jesus bringt diese Einladung zu allen Menschen.

Der Glaube der Jünger und Jüngerinnen und das Vertrauen, das seine Mutter in Jesus setzt und mit dem sie ihn herausfordert, greifen in diese Tiefe. Sie erkennen in Jesus den Sohn Gottes, sie sehen den Glanz der Menschwerdung, Gottes Herrlichkeit mitten unter uns – in der Freude des Feierns, in den Dingen des Alltags, in der Bereitschaft umzukehren und neu anzufangen, sich einladen zu lassen von Gott.

Und das alles geschieht am „dritten Tag“ – wie die Auferstehung. Die Menschwerdung Gottes zielt von Anfang an darauf, uns alle durch dieses Tor in das Licht seiner Herrlichkeit zu führen. In den Zeichen, die Jesus tut, leuchtet sie bereits auf.

(rv 19.01.2013 ord)







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