Pater Hofmann: „Viel Positives im katholisch-jüdischen Dialog“
Es gibt sehr viele
positive Schritte im katholisch-jüdischen Dialog, nur leider werden diese in der Berichterstattung
selten hervorgehoben. Das hat der Sekretär der Kommission des Heiligen Stuhls für
die religiösen Beziehungen zum Judentum am „Tag des Judentums“ betont, der an diesem
Donnerstag in verschiedenen europäischen Ländern gefeiert wird. Pater Norbert Hofmann
sagte zur Geschichte dieses Tages im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Er ist
eingeführt worden, um sich der jüdischen Wurzeln des Christentums zu erinnern, und
er soll dazu beitragen, dass der jüdisch-christliche Dialog neue Impulse bekommt.
Diese Initiative gibt es in Italien, Polen, Österreich, in den Niederlanden und auch
in der Schweiz. Und es wäre schön, wenn auch andere Länder diese Initiative aufgreifen
würden, die von unserer Kommission angestoßen wurde.“
Der Vatikan setzt
sich für einen weltkirchlich begangenen „Tag des Judentums“ ein, überlässt es aber
den einzelnen Bischofskonferenzen, darüber jeweils zu entscheiden. Ganz so unproblematisch
sei die Einführung eines solchen Tages in allen Ländern nicht, so Pater Hofmann. In
den USA argumentiere man etwa, dass man dann doch auch einen „Tag des Islam“, einen
„Tag des Protestantismus“ usw. einführen müsse. Allerdings ist der Vatikanbeauftragte
davon überzeugt, dass es im Dialog schon ein bisschen Pathos braucht – und er nennt
ein Beispiel:
„Papst Benedikt XVI. besuchte genau an einem 17. Januar, im
Jahr 2010, die jüdische Synagoge in Rom, weil da der Tag des Judentums gefeiert wurde.
Und solche großen Gesten sind für den Dialog ganz wichtig, um eben neue Impulse zu
geben. Dem Papst liegen die Beziehungen zum Judentum sehr am Herzen, und das drückt
er durch einen solchen Besuch auch aus.“
Dass sich die Beziehungen zwischen
Judentum und katholischer Kirche festigen, zeige zum Beispiel die gemeinsame Vorbereitung
der Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum des Konzilsdokumentes „Nostra Aetate“ im Oktober
2015. In dem Text hatten die Konzilsväter die Beziehungen der katholischen Kirche
zu den nichtchristlichen Religionen dargelegt; das Judentum wird darin als von Gott
gestiftete Religion gefasst, in der das Christentum wurzelt. Hofmann:
„50
Jahre ,Nostra Aetate’ ist ein großer Grund zum Feiern. Zusammen mit den Juden wollen
wir das auch tun. Und es gibt einige Initiativen, die aber erst noch am Anfang sind.
Es wird wahrscheinlich eine Tagung geben, und dazu wollen wir natürlich auch Juden
hier einladen.“
„Auch schwierige Themen können wir brüderlich angehen“ Ein
weiteres Indiz für eine „vertiefte Freundschaft“ zwischen Judentum und katholischer
Kirche ist laut Hofmann, „dass wir auch schwierige Themen in einer brüderlichen Atmosphäre
angehen können – etwa im Januar 2009 die Williamson-Affäre oder eine mögliche Seligsprechung
von Papst Pius XII.“, so der Dialogverantwortliche im Gespräch mit der Katholischen
Nachrichten-Agentur. Bei der Frage der Seligsprechung von Pius XII. gebe es von jüdischen
Gesprächspartnern immer wieder den Rat, „Pius XII. nicht seligzusprechen, solange
es noch Holocaust-Überlebende gibt und solange das Archivmaterial seines Pontifikats
der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist“. Neben Gegnern einer möglichen Seligsprechung
gebe es allerdings „sogar Initiativen von Juden, die sich für eine Rehabilitierung
von Pius XII. einsetzen, die ihn sogar als Gerechten unter den Völkern ehren wollen“.