Hunderttausende Franzosen
demonstrierten am Wochenende gegen die Anerkennung der zivilen Ehe für Homosexuelle.
Mittlerweile haben Medienberichten zufolge 115 Abgeordnete der Nationalversammlung
eine Petition für ein Referendum an Staatspräsident Francois Hollande unterzeichnet.
Während die Franzosen demonstrieren, bleibt die Regierung jedoch hart. Die Forderungen
nach dem Referendum lehnte die französische Justizministerin Christiane Taubira im
Gespräch mit dem Radiosender France inter deutlich ab:
„Ich gehöre einer
Regierung an, die sehr viel Respekt vor der demokratischen Redefreiheit hat. Mit demselben
Maß respektieren wir die Vitalität der Demokratie. Der Text wird seinen Weg im Parlament
fortsetzen, und natürlich werden sich die Parlamentarier aller politischen Bewegungen
nach Lust und Laune dazu äußern können. Was den Rest angeht, gibt die Verfassung sehr
präzise vor, in welchen Bereichen ein Referendum möglich ist, und das ist hier nicht
der Fall. In einer repräsentativen Demokratie gibt es den Platz des Parlaments und
die nötige Zeit zum Debattieren. Die parlamentarische Diskussion wird erlauben, diese
Themen, die in den vergangenen Wochen mit viel Verwirrung behandelt wurden, zu klären.“
Der
Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois erklärte sich am Sonntag solidarisch mit den Organisatoren
und den Demonstranten. Im Gespräch mit dem französischen Fernsehsender Kto-TV stellte
er noch einmal klar, dass es der Kirche nicht um die Politik des französischen Präsidenten
Francois Hollande an sich gehe:
„Es geht nicht einfach darum, eine politische
Position zu äußern. Viel mehr ist unser Anliegen zu zeigen, dass unsere Art zu leben
eine Verbundenheit mit gewissen Werten und Verpflichtungen spiegelt.“
Und
Kardinal Philippe Barbarin, der auch Erzbischof von Lyon ist, zeigte durchaus Verständnis
für die Anliegen der anderen Seite. Er sagte im Gespräch mit der Zeitung la Vie:
„Man
muss natürlich die Forderungen anhören, und oft sind sie sehr berührend. Der Wunsch
nach Zeugung, und das können jetzt ältere Frauen sein, oder zwei Männer oder zwei
Frauen, dieser Wunsch muss gehört werden. Allerdings gibt es auch Wünsche, die es
nicht verdienen erfüllt zu werden, nämlich dann wenn die Erfüllung auf Kosten der
Schwächsten und Verletzlichsten gehen würde. Der Kinder.“
Der Ministerrat
hatte im November einen Gesetzentwurf zur Einführung gleichgeschlechtlicher Ehen und
ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare verabschiedet und erfüllte damit ein Wahlversprechen.
Die Nationalversammlung befasst sich damit Ende Januar. Nach dem Willen Hollandes
sollen die Neuregelungen noch im ersten Halbjahr in Kraft treten.