2013-01-13 12:46:59

Frankreich: Frage der gleichgeschlechtlichen Ehe „spaltet“


Mit einem Sternmarsch haben am Sonntag in Paris Hunderttausende Franzosen gegen die Einführung gleichgeschlechtlicher Ehen demonstriert. Nach Angaben von Beobachtern blieb die Teilnahme aber deutlich hinter den Erwartungen der Organisatoren von bis zu einer halben Million zurück. Die Polizei war im Vorfeld von 150.000 bis 300.000 Teilnehmern ausgegangen. Organisator der Aktionen war das unabhängige Bündnis „Manifpourtous“. Eine Gegendemonstration von Befürwortern gleichgeschlechtlicher Ehen ist für den 27. Januar geplant.

An dem Protestzug nahm mindestens ein Dutzend prominenter Abgeordneter der konservativen Oppositionspartei UMP teil. Dazu gehörte neben dem Parteivorsitzenden Jean-Francois Cope und Ex-Innenminister Brice Ortefeux auch der ehemalige Europaminister Laurent Wauqiez. Er will eine Volksabstimmung über das umstrittene Thema erreichen.

Mittlerweile haben Medienberichten zufolge 115 Abgeordnete der Nationalversammlung eine entsprechende Petition an Staatspräsident Francois Hollande unterzeichnet. Angesichts der gesellschaftlichen Zerrissenheit in dieser Frage sei ein Referendum unerlässlich.

Der Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois erklärte sich am Sonntag solidarisch mit den Organisatoren und den Demonstranten. Die Franzosen sollten hier „sagen, was sie wirklich über die Homosexuellen-Ehe denken“, sagte der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz am Rande der Kundgebung. Er selbst marschierte nicht mit. Der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, hatte im Vorfeld seine Teilnahme an der Kundgebung angekündigt. Auch Vertreter anderer Weltreligionen engagieren sich gegen die Öffnung des Ehebegriffs.

Zu den drei Hauptzügen des Sternmarsches Richtung Innenstadt bildete sich Medienberichten zufolge am Mittag ein vierter Zug der traditionalistischen und royalistischen Vereinigung Civitas; sie setzt sich nach eigenen Angaben für die Wiederherstellung eines „christlichen Frankreich“ ein. Der Zug mit rund 1.000 Teilnehmern sei von den Ordnungskräften zunächst verzögert worden, um ein Zusammentreffen mit den Hauptströmen zu verhindern.

Der Ministerrat hatte im November einen Gesetzentwurf zur Einführung gleichgeschlechtlicher Ehen und ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare verabschiedet. Die Nationalversammlung befasst sich damit Ende Januar. Nach dem Willen Hollandes sollen die Neuregelungen noch im ersten Halbjahr in Kraft treten.

Unterdessen veröffentlichte das Meinungsforschungsinstitut Ifop am Wochenende eine Umfrage, nach der 62 Prozent der Franzosen der Meinung sind, es werde zu viel über die „Homo-Ehe“ gesprochen. Das Thema nehme in der gesellschaftlichen Debatte zu großen Raum ein, so die Mehrheit der Befragten.

(kna 13.01.2013 pr)








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