2013-01-13 16:14:42

Deutschland: „Wir haben nichts zu verbergen“


Nach dem Stopp der Missbrauchsstudie haben mehrere katholische Bischöfe am Wochenende versichert, weiter zu einer rückhaltlosen Aufklärung beizutragen.
„Wir haben nichts zu verbergen“, sagte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann. „Umso trauriger“ sei der Vertrauensverlust, der durch das Ende der Zusammenarbeit entstanden sei.
Bischof Felix Genn von Münster trat dem Vorwurf entgegen, die katholische Kirche stoppe die Aufklärung: „Das Gegenteil ist richtig.“ Die Kirche habe sich seit drei Jahren intensiv um eine „gründliche und transparente Aufarbeitung“ bemüht und werde das auch weiter tun. Zudem habe sie zahlreiche Initiativen zur Prävention sexualisierter Gewalt auf den Weg gebracht. Als Beispiel nannte der Bischof die bereits veröffentlichte Studie des Direktors des Instituts für Forensische Psychiatrie der Universität Duisburg-Essen, Norbert Leygraf. Genn wörtlich: „Wer behauptet, die Kirche wolle sich der Wahrheit nicht stellen, wird gerade durch diese Studie eines Anderen und Besseren belehrt.“ Auch der Vorwurf der Zensur stehe „im Widerspruch zur Wirklichkeit“.

Kirche bei personenbezogenen Daten an geltendes Recht gebunden
Die Kirche sei bei personenbezogenen Daten an das geltende Recht gebunden, so der Bischof weiter. Auch bei Forschungsprojekten seien die Persönlichkeitsrechte Betroffener zu beachten; das gelte auch für die Täter. Das Kirchenrecht schreibt im Kanon 489 vor, dass „jährlich die Akten der Strafsachen in Sittlichkeitsverfahren, deren Angeklagte verstorben sind oder die seit einem Jahrzehnt durch Verurteilung abgeschlossen sind, zu vernichten“ seien. Zugleich legt es fest, dass ein kurzer Tatbestandsbericht mit dem Wortlaut des Endurteils aufbewahrt werden muss.
Das Magazin „Focus“ berichtete, beim Thema Missbrauch gebe es keinerlei Anhaltspunkte für eine Vernichtung von Akten. Auch die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtete, dass der Hannoveraner Kriminologe Pfeiffer auf Nachfrage der Bischofskonferenz von Ende Oktober keine konkrete Quelle für seine Behauptung der Aktenvernichtung habe nennen können. Auch habe er keine weiteren Angaben zu den von ihn beschuldigten Bistümern machen können. Die Bischofskonferenz hatte Pfeiffers Anschuldigungen zurückgewiesen und rechtliche Schritte gegen ihn eingeleitet.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hatte in der „Welt“ vom Samstag eine neue Studie angekündigt. Er könne allerdings nicht sagen, ob diese von allen Bistümern mitgetragen werde. Bei der Bischofskonferenz hätten sich bereits mehrere Kriminologen gemeldet, so Ackermann weiter. Auf einen Zeitplan legte er sich nicht fest. Die Aussagekraft der künftigen Erhebung sei nicht gefährdet: „Selbst wenn der eine oder andere Bischof absagen sollte, stünde die Studie immer noch auf einer empirisch belastbaren Basis.“
(kna 13.01.2013 pr)








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