Nach dem Stopp der Missbrauchsstudie haben mehrere katholische Bischöfe am Wochenende
versichert, weiter zu einer rückhaltlosen Aufklärung beizutragen. „Wir haben nichts
zu verbergen“, sagte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann. „Umso trauriger“ sei
der Vertrauensverlust, der durch das Ende der Zusammenarbeit entstanden sei. Bischof
Felix Genn von Münster trat dem Vorwurf entgegen, die katholische Kirche stoppe
die Aufklärung: „Das Gegenteil ist richtig.“ Die Kirche habe sich seit drei Jahren
intensiv um eine „gründliche und transparente Aufarbeitung“ bemüht und werde das auch
weiter tun. Zudem habe sie zahlreiche Initiativen zur Prävention sexualisierter Gewalt
auf den Weg gebracht. Als Beispiel nannte der Bischof die bereits veröffentlichte
Studie des Direktors des Instituts für Forensische Psychiatrie der Universität Duisburg-Essen,
Norbert Leygraf. Genn wörtlich: „Wer behauptet, die Kirche wolle sich der Wahrheit
nicht stellen, wird gerade durch diese Studie eines Anderen und Besseren belehrt.“
Auch der Vorwurf der Zensur stehe „im Widerspruch zur Wirklichkeit“.
Kirche
bei personenbezogenen Daten an geltendes Recht gebunden Die Kirche sei
bei personenbezogenen Daten an das geltende Recht gebunden, so der Bischof weiter.
Auch bei Forschungsprojekten seien die Persönlichkeitsrechte Betroffener zu beachten;
das gelte auch für die Täter. Das Kirchenrecht schreibt im Kanon 489 vor, dass „jährlich
die Akten der Strafsachen in Sittlichkeitsverfahren, deren Angeklagte verstorben sind
oder die seit einem Jahrzehnt durch Verurteilung abgeschlossen sind, zu vernichten“
seien. Zugleich legt es fest, dass ein kurzer Tatbestandsbericht mit dem Wortlaut
des Endurteils aufbewahrt werden muss. Das Magazin „Focus“ berichtete,
beim Thema Missbrauch gebe es keinerlei Anhaltspunkte für eine Vernichtung von Akten.
Auch die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtete, dass der Hannoveraner
Kriminologe Pfeiffer auf Nachfrage der Bischofskonferenz von Ende Oktober keine konkrete
Quelle für seine Behauptung der Aktenvernichtung habe nennen können. Auch habe er
keine weiteren Angaben zu den von ihn beschuldigten Bistümern machen können. Die Bischofskonferenz
hatte Pfeiffers Anschuldigungen zurückgewiesen und rechtliche Schritte gegen ihn eingeleitet. Der
Trierer Bischof Stephan Ackermann hatte in der „Welt“ vom Samstag eine neue
Studie angekündigt. Er könne allerdings nicht sagen, ob diese von allen Bistümern
mitgetragen werde. Bei der Bischofskonferenz hätten sich bereits mehrere Kriminologen
gemeldet, so Ackermann weiter. Auf einen Zeitplan legte er sich nicht fest. Die Aussagekraft
der künftigen Erhebung sei nicht gefährdet: „Selbst wenn der eine oder andere Bischof
absagen sollte, stünde die Studie immer noch auf einer empirisch belastbaren Basis.“ (kna
13.01.2013 pr)