Vor genau drei Jahren
wurde Haiti von einem verheerenden Erdbeben erschüttert. Obwohl noch immer viele Menschen
in Auffangzentren leben, bessert sich die Situation für die Betroffenen langsam –
auch Dank der Unterstützung verschiedener Hilfswerke. Welche Perspektiven die Menschen
in Haiti drei Jahre nach dem Beben haben, darüber hat Radio Vatikan mit Judith Hafner
von der Caritas-Südtirol gesprochen:
„Im Vergleich zur wirklich drastischen
Situation vor drei Jahren hat sich die Lage heute ein Stück weit stabilisiert. Wenn
man bedenkt, dass vor drei Jahren 1,5 Millionen Menschen obdachlos waren, so sind
es heute noch 450.000. Die allermeisten konnten aber in eine gesicherte Struktur zurückkehren.“
Was
hat denn die Caritas-Südtirol in Haiti an Hilfe geleistet?
„Wir haben damals
300.000 Menschen mit begleitet und in 32 Pfarreien in den jeweiligen Aufnahmezentren
mit dem nötigen Trinkwasser, Moskitonetzen, Matratzen, Bettgestellen, Hygienematerial
und so weiter versorgt. Wir haben uns an der Instandsetzung von zwei Krankenhäusern
und einer provisorischen Schule für 6.500 Kinder beteiligt und am Bau von 500 erdbebensicheren
Häusern sowie einem Waisenhaus. Und nun schließen wir unsere Begleitung in Haiti damit
ab, indem wir insgesamt 150 Familien ein Kleinkreditprogramm zur Verfügung stellen,
damit Handwerker und Kleinbauern wieder in ihren Alltag zurückfinden.“
Wie
war denn die Unterstützung von den Menschen in Ihrer Diözese? In Zeiten der Wirtschaftskrise
überlegen die Leute ja doch vielleicht genauer, wofür sie spenden. Wie war das bei
Haiti?
„Wir hatten eine sehr beachtliche Resonanz von der Südtiroler Bevölkerung.
Wir haben 1 736 000, fast 1 737 000 Euro an Spenden entgegen nehmen können. Mehr als
eine Million davon ist in die Soforthilfe geflossen. Die Anteilnahme und die Betroffenheit
der Südtiroler Bevölkerung sind erstaunlich groß. Für uns ist es immer wieder ein
großes Geschenk, dass wir dann gleich helfen können und auch immer einen Teil der
Spenden in den längerfristigen Wiederaufbau investieren können.“
Wie ist
Ihr Ausblick für die Zukunft Haitis?
„Haiti ist eines der ärmsten Länder,
in dem Wiederaufbau und Nachbegleitung und Langzeitinvestitionen immer nötig sind.
Vor allem in unmittelbarem Kontakt mit der Bevölkerung. Es wird sicher noch lange
dauern, bis dieser Schock überwunden ist. Auch das Trinkwasser wird nach wie vor ein
Problem sein und dazu die sanitäre Infrastruktur. Aber der Wiederaufbau hat sicher
eine ganz wesentliche Starthilfe in eine Zukunft gegeben, die Schritt für Schritt
über viele Jahre aufgebaut werden muss.“
Um die Menschen weiter zu unterstützen,
arbeitet das Caritas-Netzwerk übrigens mit vielen Organisationen vor Ort zusammen,
welche die Menschen langfristig weiter begleiten.