Missbrauchsaufarbeitung: „Ein Schlag ins Gesicht der Opfer“
Streit über Datenschutz
und Persönlichkeitsrechte hat das vorläufige Aus gebracht für ein großangelegtes Forschungsprojekt
zum Thema katholische Kirche und Missbrauch. Der Kölner Präventionsbeauftragte Oliver
Vogt bedauert diese Krise und spricht von einem Rückschlag für die Opfer des Missbrauchs.
„Wir
haben eine Aufarbeitung gewollt; wir bedauern sehr, dass die wissenschaftliche Aufarbeitung
sich jetzt wieder weiter verzögern wird. Das ist zunächst einmal für die Betroffenen
von sexuellen Übergriffen in der Vergangenheit ein Schlag ins Gesicht, der wenig Verständnis
bei ihnen hervorruft. Wir wären im Erzbistum Köln bei den neun deutschen Diözesen
gewesen, die sich an der Aufarbeitung beteiligt hätten. Wir hätten die Personalakten
bis 1945 zurück zur Verfügung gestellt, und wir sind jetzt in der Situation, abwarten
zu müssen, wie sich die Deutsche Bischofskonferenz in ihrem weiteren Vorgehen entscheidet.“
Hinter
dem Streit über die Studie zwischen der Kirche und einem niedersächsischen Forschungsinstitut
vermutet Vogt mehrere Gründe. Das sagte er im Kölner Domradio.
„Zum einen
geht es sicherlich um Bedenken innerhalb der katholischen Kirche; ich möchte auch
nicht ausschließen, dass einzelne Bistümer auch Sorgen haben, was bei einer solchen
Untersuchung herauskommt. Zum anderen spielen sicherlich auch persönliche Konflikte
und Auseinandersetzungen zwischen Beteiligten eine Rolle. Das alles führt dann dazu,
dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist und damit jetzt auch
die geplante Aufarbeitung ins Stocken gerät.“
Der Präventionsbeauftragte
des Erzbistums Köln befürchtet jetzt einen neuen und massiven Image-Schaden für die
katholische Kirche:
„Wir haben es in den letzten anderthalb, zwei Jahren
geschafft, wieder Vertrauen aufzubauen, gerade auch durch einen sehr konsequenten
Umgang mit präventiven Maßnahmen. Das ist jetzt im Zuge einer solchen Diskussion natürlich
sehr schwierig zu vermitteln, weil der Ansehensverlust und der Vertrauensverlust in
Kirche sicher wieder groß ist, und auch nachvollziehbar ist.“