2013-01-10 13:50:09

Kardinal Sandri in Ägypten: „Hoffen wir das Beste“


RealAudioMP3 Vatikankardinal Leonardo Sandri ist zur Zeit in Ägypten. Der Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen will sich vor Ort ein Bild machen, wie es den Christen im Land geht. Der Vatikanmann – von Haus aus ein Argentinier – traf sich u.a. in einem Kloster des Wadi Natrun mit dem neuen koptisch-orthodoxen Patriarchen von Alexandria, Tawadros II. Vor allem aber sprach Sandri in den vergangenen Tagen mit katholischen Christen in Kairo. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er:
„In diesem Moment leiden die christlichen Gemeinschaften in Ägypten darunter, dass manchmal Stimmen laut werden, die als Drohung für ihre Existenz aufgefasst werden könnten. Es handelt sich um isolierte Stimmen hier und da, die davon sprechen, sie aus Ägypten zu vertreiben, aber sie machen weiter mit ihrem christlichen Werk und ihrem Leben hier. Die Schwestern beispielsweise haben sehr wichtige Schulen hier in Kairo. Dort schicken auch die Muslime ihre Töchter hin, mit großem Vertrauen in die Bildung, die sie dort erhalten werden, und in Freundschaft. Deshalb ist es natürlich traurig, immer wieder solche isolierten Stimmen zu vernehmen, die das Leben der christlichen Gemeinschaften bedrohen, aber im täglichen Leben erfahren die Ordensleute - wie die Franziskanerpater und andere - eine herzliche und brüderliche Aufnahme durch die Menschen. Denn diese erkennen sehr wohl, welches Gut die Anwesenheit der Ordensleute vor allem im Bildungs- und Gesundheitsbereich, aber auch im Sinne der Wertschätzung des menschlichen Lebens, für sie mit sich bringt.“
Der Kardinal aus dem Vatikan ist Diplomat. Die Sorgen der Christen über die neue Verfassung hat er sich angehört, er sieht auch selbst, dass der von Islamisten durchgedrückte und in einer Volksabstimmung bestätigte Text die Türen öffnet für eine strengere Form der Scharia. Aber Sandri vermeidet Frontalkritik:
„Hoffen wir, dass in dieser Periode der Verfassungsreformen in Ägypten von jedem von uns ein Gebet und ein Zeichen der Nähe kommen wird, damit die Menschen auf dem Weg geleitet werden, die Rechte der Menschen zu verteidigen, insbesondere die Religionsfreiheit, aber auch alle anderen Rechte, die die menschliche Würde ausmachen: das Recht auf Erziehung, auf das Leben, auf eine Wohnung, auf Essen, aber auch auf Arbeit, denn hier sieht man viele Arbeitslose. Hoffen wir, dass in diesen Verfassungsreformen auch all diese Prinzipien Eingang finden, die nicht nur den arabischen Frühling darstellen, sondern einen menschlichen Frühling, einen Frühling des Menschen und seiner Würde.“
Dass die Christen in Ägypten, aber eigentlich die Einwohner insgesamt einen heiklen Moment durchmachen, ist dem Vatikankardinal klar. Im Auftrag des Papstes hat er unlängst auch den Irak besucht und dort mit eigenen Augen sehen können, wie eine jahrtausendealte Ortskirche durch einen Exodus der Christen in ihrem Bestand gefährdet werden kann. Dass das auch in Ägypten einmal drohen könnte, weiß Sandri.
„Ich hoffe, dass die Kirche weitermachen kann wie bisher mit ihrer Arbeit, die die Ordensleute, aber auch Laien vor allem im Schulbereich für dieses große Volk erbringen. Ich hoffe auch, dass Ägypten seine Rolle im Nahen Osten und in der Welt wieder findet, diese Rolle von menschlicher, historischer, kultureller und ziviler Größe, die es in der Vergangenheit charakterisiert hat und die, so hoffen wir, auch für die Zukunft gelten wird.“
Ein echter Lichtblick ist für Kardinal Sandri, dass zwischen den Katholiken und den orthodoxen Kopten in Ägypten nicht so ein Misstrauen herrscht wie sonst üblich unter verschiedenen christlichen Riten in Nahost. Beim Gespräch mit dem neuen koptisch-orthodoxen Patriarchen hat Kardinal Sandri den Eindruck gewonnen, dass der in ökumenischer Hinsicht an die Pionierleistungen seines Vorgängers, des verstorbenen Patriarchen Shenuda III., anknüpfen will.
„Es bestehen sehr herzliche Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und den Kopten. Der Patriarch Tawadros hat zu mir von einem theologischen Ökumenismus gesprochen, und dieser, so sagt er, könnte sehr schwierig werden. Doch es gibt eine Ökumene der Liebe, und auf diesem Weg sollten wir mit aller Kraft und im Vertrauen weiter gehen. Deshalb gibt es viele Zeichen der Hoffnung seitens des neuen koptisch-orthodoxen Papstes.“
(rv 10.01.2013 cs/sk)








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