Bischof Stephan Ackermann in Israel: Christen leben mit Mut, Hoffnung und Humor
Es geht darum, den
Blick intensiv auf die Würde der Menschen zu richten und für das Recht der freien
Religionsausübung einzutreten. Das sagt der Vorsitzende der deutschen Kommission Justitia
et Pax, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, zum Abschluss einer Solidaritätsreise
katholischer Bischöfe ins Heilige Land. An diesem Donnerstag reisen die Bischöfe aus
unter anderem Kanada, den USA, Frankreich, Deutschland und Großbritannien wieder ab.
In ihrem Schlussstatement weisen die Besucher auf die widrigen Umstände hin, unter
denen die Menschen in den besuchten Ländern leben: Dem Konflikt in Gaza und im südlichen
Israel, dem Bürgerkrieg in Syrien mit seinen Flüchtlingsströmen und die zunehmende
Verschärfung des Konfliktes zwischen Israel und den Palästinensern. Viele Menschen
in der Region hätten Angst, vor allem auch die abnehmende christliche Bevölkerungsgruppe. Bei
alldem sei es aber umso wichtiger, die konkreten Menschen vor Ort nicht aus dem Blick
zu verlieren, so Bischof Ackermann. Radio Vatikan hat mit ihm kurz vor seiner Abreise
sprechen können.
„Das Beeindruckendste war für mich gestern in Gaza zu sehen,
wie lebendig die Gemeinde dort ist und mit welchem Mut etwa auch die Mitarbeiter des
kirchlichen Hilfswerkes Catholic Relief Service dort arbeiten. Sie haben mir auch
gesagt ‚Herr Bischof, sagen Sie nicht nur, wie schwierig das hier ist, sondern sagen
Sie, dass wir hier leben wollen und können und dass wir hier den Glauben leben und
aus dem Glauben heraus den Menschen helfen.’ Das ist uns ganz wichtig, diese Botschaft
des Lebens und der Hoffnung nach außen zu tragen und nicht nur das, was schwierig
ist. Diesen Lebensmut zu sehen und die Art und Weise, wie dort Christen
und Muslime konkret für die Menschen zusammen arbeiten, das berührt sehr, denn wir
können uns ja kaum vorstellen, unter welchen widrigen Bedingungen des Alltags hier
Leben gestaltet werden muss.“
Bei dem Besuch in Gaza haben Sie auch die
kleine katholische Gemeinde besucht, also eine Minderheit. Wie leben die Menschen
dort?
„Für mich war es besonders beeindruckend zu sehen, wie Menschen unter
den Bedingungen, die dort herrschen, das alltägliche Leben meistern, mit welchem Mut
und welcher Hoffnung, auch mit einem gewissen Humor. Das ist eine ganz kleine Gemeinde,
etwa knapp 200 katholische Christen, die dazu gehören, die aber wirklich Großes leisten
auch durch die Schulen, die sie dort haben.“
Sie sind unterwegs mit einer
Gruppe internationaler katholischer Bischöfe, die Reise will eine Solidaritätsreise
sein: Was kann so ein Besuch dort leisten?
„Das Treffen geht zurück auf
eine Initiative des Heiligen Stuhls. Es geht darum, mit den katholischen Bischöfen
hier vor Ort im Austausch zu sein und so auch die Gemeinschaft untereinander zu stärken.
Der Papst hat das ja noch einmal sehr deutlich in dem nachsynodalen Schreiben zum
Nahen Osten herausgestellt: Nur das gemeinsame Zeugnis ist glaubwürdig. Das ist das
eine, hier vor Ort. Dann geht es natürlich auch darum, die konkrete Situation von
Gläubigen kennen zu lernen. Der dritte Aspekt ist immer auch, Öffentlichkeit herzustellen
in den Bereich der Politik hinein und die Gesellschaft, um die Lage der Christen hier
nicht aus dem Blick zu verlieren.“