Bischof Ackermann: „Es geht nun mal um sehr diffizile Fragen“
Der Trierer Bischof
Stephan Ackermann ist Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz. Er
äußerte sich an diesem Mittwoch in einem Interview zur Krise um das Missbrauchs-Forschungsprojekt.
„Ich
bedaure sehr, dass es zur Aufkündigung des Vertrages gekommen ist; wir haben uns in
den letzten zwei Jahren wirklich sehr darum bemüht, und zwar auf beiden Seiten, dass
das Projekt an den Start kommt, auch mit all den Detailklärungen, die man für ein
so großes Projekt braucht. Das ist auch in dieser großangelegten Weise eine einzigartige
Sache, und man kann ein solches Projekt nur durchführen, wenn es auf beiden Seiten
ein Vertrauensverhältnis gibt. Leider mussten wir jetzt aber feststellen, dass trotz
aller Bemühungen das Vertrauensverhältnis zum Leiter des Projekts, Professor Pfeiffer,
derart zerrüttet ist, dass es auch nicht wiederhergestellt werden kann und wir uns
deshalb zu diesem Schritt genötigt sahen.“
Es sei bei dem Projekt nun mal
um „sehr diffizile Sachfragen“ gegangen, so Bischof Ackermann im Kölner Domradio.
„Es
geht hier um Personalakten von aktiven, lebenden Priestern; es geht um Akten von Verstorbenen
in den neun ausgewählten Bistümern; es geht damit insgesamt um eine sehr sensible
Materie – also nicht darum, dass etwa das Forschungsinstitut zur Beteiligung an bestimmten
Befragungen aufruft, wie das ja oft bei solchen Untersuchungen der Fall ist. Nein,
die Bischöfe gewähren Einblick in diese in allen Bereichen – nicht nur bei der Kirche
– hochsensiblen Akten. Und da geht es natürlich um Fragen von Datenschutz, von Persönlichkeitsrechten
– das ist zu gewährleisten. Wir können ja nicht versuchen, Unrecht aufzuklären, und
auf der anderen Seite das Recht beugen! Das heißt, es gab viele diffizile Fragen zu
klären.“
Er könne ja „verstehen, dass Professor Pfeiffer ungeduldig wurde,
weil es viele Detailklärungen gab“, so Bischof Ackermann. Doch manchmal sei der Kriminologe
eben „vorgeprescht“:
„Dass etwa Menschen informiert wurden, was Akten-Untersuchung
angeht, oder dass Dinge angelaufen sind, die aber noch nicht so, sagen wir mal, abgeschlossen
behandelt waren.“
Eines stehe für ihn aber auch im Rückblick fest:
„Alle
Partner haben anfangs nicht abschätzen können, wie viele nun auch wirklich sachlich
diffizile Fragen zu beachten sind, um auf der einen Seite natürlich die Wissenschaftsfreiheit
zu gewährleisten, auf der anderen Seite aber auch Persönlichkeitsrechte von Menschen
zu schützen, so wie es das Gesetz auch vorsieht.“
Dass Pfeiffer nun von
„Zensur“ durch die Kirche spricht, weist Ackermann in aller Deutlichkeit zurück:
„Das
stimmt so nicht. Es gab zwei besondere Knackpunkte, das muss man deutlich sagen. Das
waren die Frage der Anonymisierung, so dass man nicht zurückschließen kann auf Personen,
auf bestimmte Situationen oder auch auf Bistümer. Darum haben wir lange gerungen.
Und das Zweite war die Frage der Veröffentlichung: Wenn es zum Abschlussbericht abweichende
Stellungnahmen oder Voten gibt - wie geht das dann, dass es auch gleichzeitig und
auf Augenhöhe geschieht? Nicht so, dass Professor Pfeiffer öffentlichkeitswirksam
Ergebnisse präsentiert und wir Bischöfe dann im Nachhinein irgendwie versuchen müssen,
auch unsere Sicht einzubringen – sofern es überhaupt Differenzen gibt.“