Ägypten: Tawadros II. gegen Bildung eines „koptischen Staates“
Vertreter der koptischen Diaspora schlagen die Aufteilung Ägyptens und die Schaffung
einer „koptischen Enklave“ vor. Diesen Vorschlag bezeichnet Patriarch Tawadros II.
als einen Beitrag „unzurechnungsfähiger Menschen". Er leitet seit zwei Monaten die
größte koptische christliche Gemeinde in einem arabischen Land. In einem Interview
mit der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu anlässlich des koptischen Weihnachtsfestes,
das auch von den ägyptischen Medien veröffentlicht wurde, erklärt Patriarch Tawadros
mit Nachdruck, dass „die koptische Kirche wesentlicher Bestandteil Ägyptens ist und
sich nicht abspalten wird“. Der Patriarch fügt hinzu, dass die Bedingungen, unter
denen die Kopten im neuen von islamistischen Strömungen beherrschten politischen Rahmen
des Landes nicht als „Krisensituation“ bezeichnet werden kann. Zwischenfälle mit religiösem
Hintergrund habe es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gegeben. Tawadros
betont, dass auch die Vorbehalte der Kopten gegenüber der neuen Verfassung nicht als
sektiererische Haltung ausgelegt werden dürfen: es handle sich nur um Zweifel im Hinblick
darauf, dass einige Artikel „nicht den Prinzipien der Staatsbürgerschaft entsprechen“.
Am
koptischen Heiligen Abend hatten Vertreter einiger ägyptischer Parteien vor der St.
Markus-Kathedrale, in der der Patriarch die Mitternachtsmesse feierte, Spruchbänder
mit Weihnachtsglückwünschen aufgestellt. Bei dem Gottesdienst waren auch Vertreter
der politischen Opposition anwesend, einschließlich des ehemaligen Generalsekretärs
der Arabischen Liga, Amr Moussa. Staatspräsident Mursi übermittelte die Weihnachtsglückwünsche
an den Patriarchen telefonisch und entsandte den Chef des Präsidentenamtes, Refaa
El-Tahtawi, stellvertretend zu den Feiern. Wie einheimische Beobachter gegenüber dem
Fidesdienst berichten, wurde auch der Aufruf des Patriarchen, auf Applaus zu verzichten
und Geräusche beim Einzug der Politiker zu vermeiden, respektiert.