Porträt Georg Gänswein: Der Vertrauensmann des Papstes
Er hat sich einmal als den „Schneepflug des Papstes“ bezeichnet: An diesem Sonntag
wird der Privatsekretär des Papstes, Georg Gänswein, von Papst Benedikt XVI. zum Bischof
geweiht, als Titularerzbistum wird er Urbisaglia erhalten. Gleichzeitig übernimmt
er das vakante Amt des Präfekten des päpstlichen Hauses zusätzlich zu seinen Aufgaben
als Privatsekretär des Papstes. Ein Schneepflug sei er, weil es die Aufgabe des Sekretärs
sei, den Papst vor der Lawine der täglichen Anfragen zu schützen. Ein anderes mal
verglich Gänswein sein Amtsverständnis mit einer Scheibe: selbst unsichtbar will er
schützen und damit den Tagesablauf des Papstes strukturieren.
Gänswein wird
1956 in einer katholischen Familie in Riedern am Wald in Baden-Württemberg geboren.
Das Älteste von fünf Kindern eines Schmiedes verbringt eine unbeschwerte Kindheit
im erzkatholischen Schwarzwald. Gleich nach dem Abitur 1976 tritt er in Freiburg ins
Priesterseminar ein, und beginnt ein Studium der Theologie. Es folgt ein Studienaufenthalt
in Rom.
1984 wird er zum Priester geweiht und ist zuerst Kaplan in Baden, bevor
er zwei Jahre später wissenschaftlicher Assistent am Institut für Kirchenrecht an
der Universität München wird. Er wird 1993 zu Fragen des zweiten Vatikanischen Konzils
promoviert. Nach zwei Jahren als Kaplan und Sekretär des Erzbischofs von Freiburg
erreicht ihn 1995 der Ruf aus Rom, an die Kongregation für den Gottesdienst und die
Sakramentenordnung. Doch schon ein Jahr später wechselt er auf Wunsch von Kardinal
Joseph Ratzinger an die Kongregation für Glaubenslehre. In Rom ist er neben seiner
Arbeit in der Kurie auch als Professor für kanonisches Recht an der Päpstlichen Universität
Santa Croce tätig.
Anfang 2003 wird er persönlicher Assistent von Joseph Ratzinger.
Als dieser zwei Jahre später Papst Benedikt XVI. wird, nimmt er seinen treuen Privatsekretär
in den apostolischen Palast mit.
Schneepflug des Papstes
Die
Bischofsweihe diesen Sonntag darf als Dank und Vertrauensbeweis an Gänswein verstanden
werden, nach einem turbulenten Jahr in der päpstlichen Familie mit der Aufdeckung
des Vatileaks-Skandals, bei der Gänswein auch eine Rolle spielte, und der Verhaftung
des damaligen Kammerdieners Paolo Gabriele.
Drei weitere Weihen
Gemeinsam
mit Gänswein werden auch drei andere Kurienmitarbeiter zu Bischöfen geweiht. Der Italiener
Vicenzo Zani, der kürzlich zum Sekretär der Kongregation für das katholische Bildungswesen
ernannt wurde, der Nigerianer Fortunatus Nwachukwu, ehemaliger Leiter des Protokols
der Kurie, der nun einen Posten als apostolischer Nuntius in Nicaragua antritt, sowie
der Franzose Nicolas Thévenin, der Nuntius in Guatemala wird.