Die hungerstreikenden
Flüchtlinge in der Votivkirche werden ihre Proteste fortsetzen, da seitens der Politik
in zentralen Anliegen zu wenig Bewegung festzustellen sei. Das haben Vertreter der
Protestierenden am Donnerstagmittag bei einer Pressekonferenz klargestellt. Die Fortsetzung
sei die Reaktion auf ein Treffen mit der Regierung am Mittwoch, hieß es. Die Caritas
unterstützt die Hungerstreikenden weiter, stellte Caritas-Wien-Sprecher Klaus Schwertner
gegenüber der Agentur Kathpress klar. Viele Sorgen der Flüchtlinge trage man mit.
Es habe allerdings im Gespräch mit Ministerin Johanna Mikl-Leitner durchaus auch positive
Signale gegeben, so Schwertner.
„Ich bin froh, dass die Ministerin hier
zugesagt hat, dass sie jeder einzelnen Beschwerde nachgehen werde. Das hat sie auch
beim Runden Tisch gesagt, dass alle Kritikpunkte, was die medizinische Versorgung,
die Qualität der Grundversorgung, die bauliche Situation und auch die Dolmetscher
betrifft, prüfen zu lassen. Ich glaube doch, dass das ein gutes Zeichen ist.“
Die
Flüchtlingsvertreter betonen, ihr Streik hätte nicht die Absicht, Schaden zu erzeugen.
Es gehe nur darum, den eigenen Anliegen das entsprechende Gehör zu verschaffen. Zu
diesen Anliegen gehörten die Sicherstellung der Einhaltung der Menschenrechte beim
Asylantrag, der erleichterte Zugang zu Deutschkursen, zu anderen Bildungsangeboten
und zu Arbeit, ein Stopp der Abschiebungen und die Löschung der Fingerabdrücke. Laut
dem Sprecher der Protestierenden sei die Ministerin in der Unterredung nur auf die
letzte dieser Forderungen eingegangen - mit einer Ablehnung. Schwertner:
„Ich
glaube, grundsätzlich ist zu sagen, es ist weder alles gut noch alles schlecht im
österreichischen Asylwesen. Allen Beteiligten ist bewusst, dass es in einzelnen Punkten
Verbesserungsbedarf gibt. Stichwort dafür sind der Zugang zum Arbeitsmarkt oder die
Qualität in der Grundversorgung – es gibt leider nach wie vor in verschiedenen Bundesländern
baufällige Quartiere, wo eben entsprechende Verbesserungen nötig sind.“
Der
Caritas dankte der Eröffnungsredner der protestierenden Asylwerber „für deren Vermittlungsrolle,
für die Unterstützung und dafür, dass sie das Gespräch im Ministerium zustande gebracht
hat“. Dennoch sei man enttäuscht, dass sich Wiens Caritasdirektor Michael Landau für
eine „Räumung der Votivkirche“ ausgesprochen habe. Caritas-Sprecher Schwertner nahm
diese Kritik zur Kenntnis, bezeichnete sie jedoch als „nicht haltbar“:
„Wir
haben niemandem Geld angeboten, um in ein anderes Quartier zu gehen, aber unser Angebot
steht: Es gibt warme Quartiere und wir würden uns wünschen, dass die Flüchtlinge in
die warmen Quartiere übersiedeln, weil wir glauben, dass sie auch von dort aus ihre
Anliegen vorbringen können – aber unter menschenwürdigeren Rahmenbedingungen als hier
in der kalten Kirche. Wir versuchen zwar alles, um den Aufenthalt so menschenwürdig
wie möglich zu gestalten – aber die Umsiedlung wäre aus unserer Sicht dennoch der
bessere Weg.“
betonte Schwertner mit Blick auf den kritischen Gesundheitszustand
der Asylwerber nach 13 Tagen Hungerstreik.
Kritik der Flüchtlinge an
der Organisation des Gespräches
Kritik äußerten die Flüchtlinge auch
an den Rahmenbedingungen des Gesprächs: Man sei vom Termin „überrascht“ worden, da
er seitens des Ministeriums erst wenige Minuten vorher angekündigt worden sei. Die
Flüchtlinge bemängelten des Weiteren, dass kein Dolmetscher bereitgestellt wurde.
Die Auswahl, welche vier Flüchtlingsvertreter am Gespräch teilnehmen durften, oblag
Schwertner zufolge den hungerstreikenden Asylwerbern selbst. Man wünsche eine Fortsetzung
des Runden Tisches, so die Protestierenden, „diesmal jedoch in der Votivkirche statt
in einem Büro, mit Vorlaufzeit und mit Einbindung aller Beteiligten statt bloß von
vier Vertretern.“ Als denkbare Teilnehmer an einem Gespräch wurden Bundespräsident
Heinz Fischer, die UNHCR und das Außenministerium genannt.
Wie Michael Prüller,
Sprecher der Erzdiözese Wien, gegenüber Kathpress betonte, war eine Räumung der Kirche
nie vorgesehen. „Klar ist freilich, dass eine kalte Kirche im Winter ein besonders
unangenehmer Ort für längeren Aufenthalt ist“, so Prüller. Am von der Erzdiözese beauftragten
privaten Wachdienst am Kircheneingang, der von den Flüchtlingen kritisiert wurde,
hielt Prüller fest. „Geregelter Zugang zur Kirche ist nötig. Es geht nicht darum,
ihnen eine Bühne zu bieten, sondern Schutz. Mundtot sind sie deshalb ja nicht, wie
die Pressekonferenz zeigt“, so der Sprecher der Erzdiözese auf Anfrage.