In der Republik Zentralafrika
verschärft sich der Konflikt zwischen Regierung und Rebellen; für Freitag wird dazu
eine von Frankreich geforderte Erklärung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen
erwartet. Die Erklärung soll die Friedensverhandlungen zwischen den Rebellen der Gruppe
Seleka und dem Präsidenten Bozizé unterstützen. Für den kommenden Dienstag
ist ein Treffen im Nachbarstaat Gabon vorgesehen. Schätzungen der Vereinten Nationen
sprechen von weit über 300.000 Personen, die von der Gewalt der vergangenen Wochen
betroffen seien, tausende befänden sich auf der Flucht in Richtung Kamerun und die
Demokratische Republik Kongo. Pater Stefano Molon ist Karmelitenpater und seit 25
Jahren im Land. Er befürchtet, dass es zu einem Versorgungskollaps kommen könnte,
wenn die Situation nicht schnell gelöst werden würde:
„Da sind die Rebellen,
die an die Macht wollen. Das ist offensichtlich. Die alten Missionare erinnern sich
noch daran, was vor 10 Jahren passiert ist, als das Land von der Krise gebeutelt wurde,
die schließlich den aktuellen Präsidenten an die Macht gebracht hat. Das Land ist
in einen Abgrund der Armut gestürzt. Es ist eine Krisensituation! Entweder gehen die
Rebellen, oder sie schließen Frieden, oder sie erringen die Macht. Wir sind in Wartestellung.
Es gab eine Übereinkunft zwischen den Rebellen, der Opposition und der Regierung.
Es scheint, dass der Präsident diese nicht respektiert hat. Meiner Ansicht nach hätten
die Rebellen ins offizielle Militär integriert werden müssen, oder ein Gehalt erhalten
müssen; stattdessen sind sie weiterhin Rebellen geblieben.“
Die Spannung
im Land sei hoch, doch die Rebellen hätten angeboten, zu Friedensgesprächen bereit
zu sein. Allerdings wisse man nicht, so Pater Molon, wie verlässlich derartige Informationen
tatsächlich seien. Denn oft handele es sich dabei um Machtmanöver. Die Lage in der
Hauptstadt verschlechtere sich unterdessen.
„Als ich heute aus Kamerun
zurückgekommen bin, habe ich keinen einzigen Lastwagen gesehen, der in Richtung Hauptstadt
unterwegs war. Zentralafrika hängt vollständig vom Ausland ab, es wird fast nichts
hier produziert. Deshalb kommt fast alles aus Douala, vom Hafen, aus Kamerun. Die
Straße wird gerade fertig gestellt, und wenn die Fertigstellung gestoppt würde – das
heißt, wenn die Rebellen die Straße einnehmen würden, dann wäre das ganze Land lahm
gelegt. Das heißt, auch die Lebensmittellieferungen und alles andere, das aus Kamerun
kommt, würde ausfallen und die Stadt bliebe ohne Versorgung, wenn die Situation nicht
gelöst wird. Das bedeutet, dass fast einer Million Menschen die Grundnahrungsmittel
fehlen werden – die Preise gehen nach oben und die Leute geraten in die Krise und
werden gewalttätig. In den vergangenen Tagen gab es Barrikaden, Reifen wurden verbrannt:
Die Menschen haben Angst!“
Unterdessen hat auch die Kongregation für die
Evangelisierung der Völker ihrer Sorge über die Zustände in Zentralafrika Ausdruck
verliehen. Kardinal Angelo Filoni wandte sich mit einer Botschaft an die Bischöfe
und Gläubigen der Zentralafrikanischen Republik. In dieser bringt der Präfekt die
geistige Verbundenheit mit den zentralafrikanischen Bürgern zum Ausdruck und lädt
sie dazu ein, die Hoffnung auf Frieden nicht aufzugeben. Gleichzeitig appelliert er
an das Verantwortungsbewusstsein der beteiligten Parteien, durch Dialog den Kreislauf
der Gewalt zu beenden, der nur zum Anwachsen der Not eines Volkes führe, das bereits
zu lange darunter leide.