Kirche muss lernen, ohne Hierarchie zu kommunizieren
Sogar der Papst twittert
jetzt schon – Zeit für die Medienarbeit der Kirchen also, sich stärker den sozialen
Netzwerken zu öffnen. Dieser Meinung ist die ZDF-Journalistin Michaela Pilters. Hierarchiedenken
und eine elektronische Kanzel funktionierten in den sozialen Netzwerken nicht.
„Die
Medienarbeit der katholischen Kirche hat sich in den letzten Jahren immerhin professionalisiert;
früher war das so, dass die Kirche glaubte bestimmen zu können, was Medien zu berichten
haben. Mit unabhängigem Journalismus hatte die Kirche eigentlich immer ihre Probleme.
Das hat sich tatsächlich etwas gebessert: Jetzt wird respektiert, dass es hier zwei
verschiedene Seiten gibt. Aber auf der anderen Seite ist natürlich das Denken von
einer elektronischen Kanzel noch sehr verbreitet.“
Pilters leitet seit
1985 den katholischen Teil der Redaktion „Kirche und Leben“ des ZDF. Außerdem ist
sie stellvertretende Vorsitzende der „Gesellschaft Katholischer Publizisten“ (GKP).
Im Kölner Domradio sagte sie, dass natürlich auch Verkündigung in den Medien ihr Recht
und ihren legitimen Platz habe. Auf der anderen Seite sei es Aufgabe von Journalisten,
unabhängig zu berichten „und nicht Sprachrohr der Kirche zu sein“.
„Die
sozialen Netzwerke ermöglichen viel mehr Leuten als bisher, sich unmittelbar mitzuteilen
und auch zu reagieren. Das ist etwas, was die Kirche noch sehr wenig kann. Sie hat
den Weg der Verkündigung bisher mehr als „Einbahnstraße“ verstanden. Auf der Kanzel
stand der Pfarrer und hat etwas verkündet, jetzt gibt es aber die Möglichkeit, dass
die Leute unmittelbar reagieren, Fragen stellen, selber auch eingreifen. Wie der vatikanische
Medienverantwortliche, Erzbischof Celli, formuliert: Die neuen Medien verändern auch
die Menschen. In den sozialen Netzwerken spricht eben nicht „der Bischof Karl“, sondern
„nur noch der Karl“. „In den sozialen Netzwerken gibt es eine Ebene, da gibt es keine
Hierarchie, da geht es nur noch auf Du und Du.“
Weder die katholische noch
die evangelische Kirche hätten verstanden, was im Moment tatsächlich passiere. „Es
wird die Kommunikation verändern und hat es ja auch schon getan“, so Pilters wörtlich. (domradio
04.01.2013 sk)