Kardinal Tauran: Christen dürfen sich trotz Gewalt nicht entmutigen lassen
Kardinal Jean-Louis Tauran hat in einem Interview mit der Vatikanzeitung L’Osservatore
Romano für die verstärkte Fortführung des interreligiösen Dialogs aufgerufen. Die
Lage der Christen in der Welt sei besorgniserregend. Alle fünf Minuten werde ein Christ
wegen seines Glauben getötet, so der Dialogverantwortliche des Vatikan. Die Lösung
könne nur im Gespräch mit den anderen Religionen gefunden werden. Besonders dramatisch
sei die Lage in muslimisch geprägten Ländern wie Ägypten oder Teilen Nigerias. Aus
diesem Grund sei für den Kardinal das Engagement mit den Muslimen die oberste Priorität
für 2012 gewesen. Während einige Entwicklungen positiv seien, hätte jedoch die Universität
Al Azhar in Kairo, die oberste sunnitische Autorität, den Dialog mit dem Vatikan beendet.
Man dürfe dennoch nicht zulassen, dass extremistische Randbewegungen, die die Religion
für Gewalt instrumentalisieren, die gesamte religiöse und spirituelle Dimension des
Islams vergessen lassen. Im Rahmen des Interviews äußerte der Kurienkardinal sich
auch positiv über das neue interreligiöse König-Abdullah-Zentrum in Wien. Dies sei
ein „guter Kanal für den Dialog“ und werde hoffentlich auch die Möglichkeit bieten,
Verletzungen der Religionsfreiheit anzusprechen. Die Eröffnung des Zentrums sei eine
der „wichtigsten Erfahrungen“ im interreligiösen Dialog der vergangenen Monate gewesen,
so Tauran.