Die Grußbotschaft von Frère Alois an Papst Benedikt XVI.
Folgend lesen Sie den Text der Grußbotschaft von Frère Alois anlässlich des Abendgebetes
mit Papst Benedikt XVI. in einer Arbeitsübersetzung.
Heiliger Vater,
heute
erleben wir einen Meilenstein unserer Pilgerfahrt des Vertrauens auf der Erde. Wir
sind aus ganz Europa und auch anderen Kontinenten gekommen, und wir gehören zu verschiedenen
Glaubensgemeinschaften. Was uns eint, ist stärker, als was uns trennt: eine Taufe
und dasselbe Wort Gottes einen uns. Wir haben uns heute Abend um Sie versammelt, um
diese Einheit zu feiern; eine Einheit, die real ist, auch wenn sie noch nicht vollständig
ist. Es passiert, wenn wir uns Christus zuwenden, dass diese Einheit tiefer wird.
Bruder Roger hat unserer Gemeinschaft ein Erbe hinterlassen – seinen Wunsch,
insbesondere der Jugend das Evangelium zu verkünden. Er war sich dessen sehr bewusst,
dass die Trennung zwischen den Christen ein Hindernis dabei darstellt, den Glauben
weiterzutragen. Er hat uns Wege der Versöhnung eröffnet, die wir noch nicht vollständig
erforscht haben. Durch sein Zeugnis angeregt, sind es zahlreiche Menschen, die diese
Versöhnung durch ihr Leben vorwegnehmen möchten, indem sie bereits jetzt als Menschen
leben, die versöhnt sind. Versöhnte Christen können zu Zeugen des Friedens und der
Kommunion werden, zu Trägern einer neuen Solidarität unter den Menschen.
Eine
persönliche Beziehung zu Gott zu suchen ist an der Basis dieses Ansatzes. Diese Ökumene
im Gebet ermutigt nicht eine einfache Toleranz. Sie ermutigt vielmehr ein gegenseitiges
Zuhören, das anspruchsvoll ist, sowie einen wahrhaften Dialog.
Wenn wir heute
Abend hier beten, können wir nicht vergessen, dass der letzte Brief, den Frère Roger
kurz vor seinem gewaltsamen Tod geschrieben hat, an Sie adressiert war, Heiliger Vater,
um Ihnen mitzuteilen, dass unsere Gemeinschaft in Kommunion mit Ihnen fortschreiten
wolle. Wir können auch nicht vergessen, wie Ihre Unterstützung nach seinem tragischen
Tod von unschätzbarem Wert für uns war, um uns zu ermutigen, auf unserem Weg weiter
zu gehen. So möchte ich noch einmal die tiefe Zuneigung ausdrücken, die wir in unseren
Herzen für Ihre Person und Ihr Amt hegen.
Zum Schluss möchte ich noch das
Zeugnis der Hoffnung einer großen Anzahl junger Afrikaner überbringen, mit denen wir
vor einem Monat in Kigali in Ruanda zusammengetroffen sind. Sie kamen aus 35 Ländern,
auch aus dem Kongo und Nordkivu, um eine Pilgerfahrt der Versöhnung und des Friedens
zu unternehmen. Die große Lebendigkeit dieser jungen Christen ist ein Versprechen
für die Zukunft der Kirche.
Diese jungen Afrikaner wollten, dass wir ein Zeichen
ihrer Hoffnung mit uns nähmen, Hirsesamen, damit sie in Europa wachsen könnten. Darf
ich mir die Freiheit nehmen, Heiliger Vater, Ihnen in ihrem Namen einen kleinen traditionellen
ruandischen Korb zu geben, der agaseke genannt wird und der einige dieser Samen
der Hoffnung aus Afrika enthält? Vielleicht könnten sie in den vatikanischen Gärten
gepflanzt werden und dort blühen.