Indonesiens muslimische Organisationen sind in ihrer Haltung gegenüber Christen zu
Weihnachten gespalten. Während sich konservative Muslime strikt gegen weihnachtliche
Kontakte zwischen Muslimen und Christen aussprechen, ermutigen moderate Muslime ihre
Glaubensgenossen zur Teilnahme an Weihnachtsfeiern, berichtete an Heiligabend die
Tageszeitung „Jakarta Post“.
Die militante Islamische Verteidigungsfront (FPI)
sowie der Rat der islamischen Rechtsgelehrten (MUI) als höchstes theologisches Gremium
des indonesischen Islams hatten am Sonntag Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono
und seinen Vize Boediono aufgefordert, ihre geplante Teilnahme an einer nationalen
Weihnachtsfeier am Mittwoch abzusagen. Ein Sprecher des MUI habe auf eine Fatwa seiner
Organisation verwiesen, die die Präsenz von Muslimen bei Weihnachtsfeiern als auch
Weihnachtsgrüße verbiete. Die FPI warnte gegenüber dem Blatt, der Präsident und sein
Vize unterminierten durch ihre Teilnahme an der Weihnachtsfeier den Islam. Zudem habe
die FPI Yudhoyono und seinem Stellvertrteter ein „ungenügendes Verständnis des Islam“
vorgeworfen.
Die beiden größten muslimischen Organisationen des Landes, Nahdlatul
Ulama (NU) und Muhammadiyah, mit je etwa 30 Millionen Mitgliedern hingegen ermutigen
ihre Anhänger, als Zeichen der Toleranz Christen „Frohe Weihnachten“ zu wünschen als
auch christliche Freunde zu Weihnachten zu besuchen.
Unterdessen hat die indonesische
Polizei ihren Schutz der Christen gegen mögliche Angriffe radikaler Muslime während
der Weihnachtsfeiern verstärkt. In den Großstädten Yogyakarta in Zentral-Java sowie
Medan in Nordsumatra haben Sprengstoffexperten wenige Stunden vor Beginn der Weihnachtsmetten
die Kirchen mit Metalldetektoren nach Bomben abgesucht, berichtete die „Jakarta Post“.
In Semarang an der Nordküste Javas seien zum Schutz der 186 Kirchen mehr als 3.000
Polizisten im Einsatz.
Auch dieses Weihnachten können die protestantischen
Gemeinden in den Städten Bekasi und Bogor nicht in ihren Kirchen feiern. Trotz höchstrichterlicher
Urteile verweigern die beiden Stadtregierungen den Christen die Benutzung ihrer Kirchen.
Bekasi und Bogor sind Hochburgen radikaler islamischer Gruppierungen.