2012-12-23 11:59:24

Heiliges Land: Weihnachten in Bethlehem unter undichtem Dach


RealAudioMP3 Wenn die christlichen Konfessionen sich einigen würden, könnte man endlich einen Termin für die Renovierung der Geburtskirche in Bethlehem finden. Daran erinnert kurz vor Weihnachten der Beauftragte für das Heilige Land der deutschen Franziskanerprovinzen, Pater Werner Mertens OFM. Die Geburtskirche in Bethlehem gilt als eine der ältesten und heiligsten Stätten der Christenheit. Doch das Kirchendach ist undicht, und die Absprachen für die dringend nötigen Ausbesserungsarbeiten ziehen sich in die Länge, sagte der Franziskaner im Gespräch mit dem Kölner Domradio.

„Es ist schwierig. Es gibt verschiedene Interessen dabei. Man muss bedenken, dass diese Kirche - die Basilika der Geburt unseres Herrn Jesus Christus, wie sie offiziell heißt - unter der Verantwortung der griechisch-orthodoxen Kirche, der lateinischen Kirche im Namen der franziskanischen Kustodie des Heiligen Landes und der armenisch-apostolischen Kirche steht. Alle Änderungen können nur gemeinsam beschlossen werden. Ähnlich wie bei der Grabeskirche in Jerusalem betritt man auch hier ein politisches Feld. Aber man darf das nicht auf andere schieben - wenn die christlichen Konfessionen sich einigen würden, könnten Änderungen erfolgen!“

Laut dem seit 1852 geltenden „Status Quo“ steht die Geburtskirche von Bethlehem unter gemeinsamer Verwaltung der drei genannten christlichen Konfessionen. Die Vielfalt lässt sich vor allem an den Feiertagen ablesen; so begehen die drei Kirchen je nach einem anderen Datum das Weihnachtsfest. Pater Mertens hofft, dass man sich im kommenden Jahr endlich auf einen Termin für die Renovierung der Kirche einigen kann. Doch kann dort überhaupt noch gefahrlos gefeiert werden?

„Tatsache ist, dass das Dach undicht und die letzte Renovierung der großen Holzbalken schon mehr als 150 Jahre zurückliegt. Ich war schon sehr oft zu Weihnachten dort und habe auch schon mal die Regenzeit erlebt, da war auf dem Boden alles feucht. Wenn man die Wände betrachtet, dann fällt der Putz fast herunter, aber es ist nicht so, als wenn die Kirche zusammenstürzen wird. Das ist nicht der Fall.“

Der römische Kaiser Justinian I. ließ die Geburtskirche, unter der sich die Geburtsgrotte Jesu befinden soll, im 6. Jahrhundert neu erbauen. Die im 3. Jahrhundert an derselben Stelle errichtete konstantinische Basilika war beim Samaritaner-Aufstand von 529 stark beschädigt worden. Heute liegt die Kirche im israelisch besetzten Westjordanland. Nach Angaben der Franziskaner ist sie eines der meistbesuchten Pilgerziele im Heiligen Land, wenn auch in diesem Jahr der Pilgerstrom zur Weihnachtszeit wegen der jüngsten Spannungen zwischen Israel und Palästina etwas eingebrochen ist. Dennoch - die Christen im Heiligen Land ließen sich die Freude auf das Weihnachtsfest auch in dieser schwierigen Situation nicht nehmen, so Pater Mertens:

„Ich war noch in der vorletzten Woche in Jerusalem und Nazareth und habe mitbekommen, dass trotz der schweren Wochen im November im Gaza-Streifen, in Südisrael und Syrien, die Freude der Menschen auf das Weihnachtsfest riesig groß ist. Zum Beispiel bereiten sich seit dem letzten Samstag die katholischen Christen der Sankt Katharinen Gemeinde in Bethlehem durch eine Novene auf das Weihnachtsfest vor - trotz der schweren politischen und militärischen Lage.“

Die Franziskaner, die seit 1347 ununterbrochen im Heiligen Land vertreten sind, wünschen sich, dass gerade auch jetzt weiter Pilger in die Region kommen. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen tun die Besucher dem Heiligen Land gut, sondern auch, weil sie den Gläubigen dort Mut machen und zur Normalisierung der Atmosphäre beitragen können. Die Geburtskirche von Bethlehem und der Pilgerweg stehen übrigens seit Sommer 2012 auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO – eine Entscheidung mit politischer Tragweite, war es doch das erste Mal, dass ein palästinensischer Ort zum Weltkulturerbe erklärt wurde, wie es Pierbattista Pizzaballa OFM, der franziskanische Kustos des Heiligen Landes, ausdrückte. Der Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde Mahmoud Abbas hatte in dem Zusammenhang garantiert, dass die vollständige Eigenständigkeit der Kirchen bei der Verwaltung der Heiligen Stätten gewahrt bleiben soll - zur großen Erleichterung der christlichen Kirchenvertreter.

(rv/domradio 21.12.2012 pr)








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