Papstartikel in der Financial Times: „Zeit für Engagement der Christen"
Twitter ist nicht
die einzige moderne Kommunikationsplattform, der sich Benedikt XVI. in diesen Tagen
bedient. An diesem Donnerstag erschien in der britischen Zeitung „Financial Times“
ein Artikel des Papstes. Die Überschrift: „Eine Zeit für Christen, sich in der Welt
zu engagieren.“
Die Geburt Christi fordert dazu heraus, eigene Prioritäten,
Werte und Lebensstile zu überdenken. Das sei besonders für das vergangene Jahr gültig,
das für viele Menschen von ökonomischem Druck geprägt gewesen sei, so der Papst. In
der Reflektion des Evangeliums fänden Christen die Inspiration für ihr tägliches Leben
und für ihr Engagement in der Welt, sei es im Parlament oder an der Börse. Aber christliches
Engagement sollte dabei jede Form von Ideologie überschreiten, erinnert der Papst.
In
dem Artikel legt Benedikt XVI. die Szene des Evangeliums aus, in der Jesus danach
gefragt wird, ob denn dem Caesar Steuern zu zahlen seien oder nicht. Jesus wende sich
an dieser Stelle gegen die Politisierung der Religion und auch gegen die Vergöttlichung
von Macht. Christen gäben Caesar nur, was Caesar gebührt, nicht aber, was Gott gebühre.
„Wenn Christen sich heute weigern, sich vor den falschen Göttern zu verneigen, dann
nicht, weil sie eine antiquierte Weltsicht hätten“, so der Papst. „Sie tun es, weil
sie frei sind von den Zwängen der Ideologie.“ Christen könnten sich nicht an etwas
beteiligen, was die Würde des Menschen unterlaufe.
Christen bekämpften die
Armut aus der Anerkennung der menschlichen Würde heraus, die sich aus dem Abbild Gottes
ergebe, als das jeder Mensch geschaffen sei. Christen setzten sich für die gerechtere
Verteilung der Ressourcen der Welt ein, weil sie daran glauben, dass sie Gottes Schöpfung
zu bewahren beauftragt sind. Christen stellen sich Habgier und Ausbeutung entgegen,
weil sie glauben, dass nur Freizügigkeit und selbstlose Liebe, wie sie von Jesus vorgelebt
wurden, zur Fülle des Lebens führen. Schließlich schaffe der christliche Glaube an
das überweltliche Schicksal des Menschen die Dringlichkeit, sich für die Förderung
von Frieden und Gerechtigkeit für alle einzutreten, so Benedikt XVI.
Die Redaktion
der Financial Times hatte sich schon anlässlich der Publikation des dritten Jesus-Buches
des Papstes an Benedikt XVI. gewandt. Dieser habe der „eher ungewöhnlichen“ Bitte
um einen Artikel gerne entsprochen, wie der Vatikan mitteilte.