Streit um einen Kirchenneubau: Erstmals in der Geschichte der Republik gestatteten
die Behörden der syrisch-orthodoxen Kirche den Bau eines Gotteshauses in Istanbul,
wiesen ihr aber ein Grundstück zu, das der katholischen Kirche gehört. Daraufhin erklärten
führende Mitglieder der syrisch-orthodoxen Gemeinde in einer am Donnerstag von der
Tageszeitung „Evrensel“ veröffentlichten Stellungnahme, unter diesen Umständen auf
den Kirchenbau verzichten zu wollen. „Dass unserem jahrelangen Wunsch nach einer Kirche
auf diese Weise begegnet wird, ist ein großer Skandal“, hieß es in der Erklärung.
„Wir sind durchaus bereit, der syrisch-orthodoxen Gemeinde einen Teil des Grundstücks
zu überlassen“, zitierte die Zeitung „Radikal“ den katholischen Priester Bruno Simonelli.
„Allerdings muss zunächst das Besitzrecht wieder auf uns als wahre Eigentümer übertragen
werden.“ Eine solche Entscheidung über die katholische Gemeinde hinweg sei nicht hinnehmbar.
Die
syrisch-orthodoxe Gemeinde ist mit rund 10.000 Mitgliedern die zweitgrößte christliche
Minderheit in Istanbul, seit tausende syrisch-orthodoxe Christen in den 80er und 90er
Jahren vor dem Kurdenkrieg in ihrer südostanatolischen Heimat in die Metropole am
Bosporus flohen. Weil sie dort selbst zu wenige Kirchen besaß, feierte die Gemeinde
ihre Gottesdienste jahrelang als Gast in einer katholischen Kirche im Stadtteil Yeniköy.