Nach heftigen Debatten
und dreimonatiger Beratung hat sich die Regierung in Großbritannien nun entschieden:
Die Ehe homosexueller Partner soll zugelassen werden. Ein entsprechendes Gesetz soll
ab 2013 vorliegen.
Die katholische Kirche reagierte bestürzt auf die Ankündigung
der Regierung. Ebenso wie die anglikanischen Kirchen von England und Wales lehnt sie
eine Ehe gleichgeschlechtlicher Partner ab. Die Kirchen sollen durch das Gesetz nicht
in Zugzwang gesetzt werden: Neben der Zivilehe sollen zwar auch religiöse Zeremonien
für homosexuelle Paare erlaubt werden, aber nur, wenn sich die jeweilige Kirche dazu
entschließe, so die britische Kultusministerin Maria Miller. Peter David Smith, der
Vorsitzende der Kommission für Christliche Verantwortung und soziale Einrichtungen
der Bischofskonferenz von England und Wales zweifelt jedoch an dieser Aussage:
„Die
Diskussion hatten wir ja auch schon mal, als es um die standesamtliche Gleichstellung
von gleichgeschlechtlichen Paaren mit allen anderen Paaren ging. Die Regierung hat
uns damals garantiert, dass es keine Erlaubnis geben werde, gleichgeschlechtliche
Partnerschaften in der Kirche zu erlauben. Und dann, etwa drei Jahre später, gab es
einen Zusatzantrag, der doch genau das erlauben sollte. Deshalb beruhigen mich Versicherungen
der Regierung nicht im Geringsten. Das Gesetz wird vom Parlament gemacht und jede
Regierung kann sagen, was sie will. Wenn es bei den nächsten Wahlen eine neue Regierung
gibt, kann die wieder neue Gesetze machen.“
Es heiße zwar, die Kirchen
sollen davor geschützt werden, solche Zeremonien in ihrer Kirche durchzuführen, aber
das habe er alles schon einmal gehört, so der Erzbischof von Southwark im Süden Londons.
Sollte die Regierung ihre Versprechen diesbezüglich nicht halten, so werde man vor
dem Gerichtshof für Menschenrechte klagen. Die Regierung habe auch nicht darauf reagiert,
dass mehr als 600.000 Menschen eine Petition gegen die Gesetzesänderung unterschrieben
hätten:
„Das ist ein weiterer Punkt, den wir kritisieren: Vor dieser Gesetzesänderung
hat es keinen demokratischen Prozess gegeben. Auch war weder in den Parteiprogrammen
der Hauptparteien, noch in der Rede der Königin jemals die Rede von diesen Plänen.
Insofern ist das ganze wirklich lächerlich. Nichts wurde vorher durchdacht und sie
versuchen, den Hauptpunkt der Diskussion zu ignorieren.“
Es gehe nämlich
um mehr, als nur um die Frage der Religionsfreiheit:
„Es geht um die Bedeutung
der Ehe. Keine Regierung hat das Recht, diese fundamentale Bedeutung der Ehe zu ändern.
Schon seit jeher ist es so, dass es die Ehe zwischen Mann und Frau gibt. Und auch
viele verschiedene, nicht katholische Untersuchungen zeigen, dass es am besten für
Kinder ist, in dem stabilen Umfeld eines verheirateten Paares aufzuwachsen.“
Was
die Kirche konkret tun könne, um dieses, seiner Meinung nach völlig irrationale Gesetz
noch zu stoppen, wisse er nicht, so Erzbischof Smith. Sicher sei aber, dass man bis
zum Schluss dagegen vorgehen wolle. So sollten etwa katholische Rechtsanwälte das
geplante Gesetz genau lesen und prüfen, inwieweit man rechtliche Schritte einleiten
könne.