Papst: Ohne Öffnung zur Transzendenz ist Frieden unmöglich
Der „sensus fidelium“
und die katholische Soziallehre sind für den Glauben unabdingbar. Das betonte der
Papst an diesem Freitag in seiner Rede an die Mitglieder der Internationalen Theologischen
Kommission. Die Teilnehmer waren anlässlich ihrer jährlichen Plenarversammlung im
Vatikan. Geleitet wurde das Treffen erstmals vom neuen Präfekten der Glaubenskongregation,
dem deutschen Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller.
Der „sensus fidelium“
– also der Sinn des Glaubens – sei sehr bedeutend für den Glauben und das Leben der
Kirche, so der Papst wörtlich. Es handele sich um ein Geschenk an die Gläubigen, so
der Papst:
„Heute ist es dabei allerdings besonders wichtig, genau die Kriterien
anzugeben, die uns erlauben, den wahren Sinn des Glaubens von Fälschungen und Nachahmungen
zu unterscheiden. Der Glaube ist weder eine Art öffentliche kirchliche Meinung noch
kann man in seinem Namen die Lehre der Kirche anfechten. Der Glaubenssinn kann sich
nicht einfach so im Gläubigen entwickeln, dazu muss der Gläubige vollständig am Leben
der Kirche teilnehmen wollen. Das erfordert eine verantwortungsbewusste Zustimmung
zum Lehramt.”
Dieser Glaubenssinn könne dazu beitragen, gegen das Vorurteil
anzugehen, dass Religionen im Allgemeinen, besonders aber monotheistische Religionen,
Gewalt mit sich brächten, so Benedikt XVI. Einige seien der Ansicht, nur ein „Polytheismus
der Werte“ könne Frieden und Toleranz schaffen und dass nur dies ein Ausdruck einer
demokratischen und pluralistischen Gesellschaft sei. Diesem Gedankengang widerspricht
Benedikt. Gewalt sei nämlich nicht im Monotheismus begründet, sondern entstehe aus
Fehlern der Menschen und aus historischen Gründen:
„Wenn man allen die Möglichkeit
verwehrt, sich auf eine objektive Wahrheit zu beziehen, dann wird ein Dialog unmöglich
und die Gewalt, egal ob offen oder versteckt, wird die Regel, welche die Beziehungen
der Menschen bestimmt. Ohne eine Öffnung zum Transzendenzen hin, die uns erlaubt,
Antworten auf die Fragen des Lebens zu finden, und darauf wie wir ein moralisches
Leben führen können, wird es dem Menschen unmöglich, gerecht zu handeln und sich für
den Frieden einzusetzen.“
Die Wiedervereinigung mit Gott sei die Quelle
der Einheit und der Brüderlichkeit, führte Benedikt in seiner Rede weiter aus. Zudem
ging er auch auf die Bedeutung der Soziallehre der Kirche ein, die nichts anderes
sei als der Kern der Nächstenliebe:
„Diese Lehre versucht nämlich, in der
Vielfältigkeit der sozialen Situationen das Gebot umzusetzen, das Jesus Christus uns
hinterlassen hat: So, wie ich Euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“