Vollversammlung des Friedensrates: Vision und Pragmatik
„World Governance“ – Eine Idee, die Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika „Caritas
in veritate“ übernommen hat. Sie war Thema der Beratungen der Vollversammlung des
päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, die an diesem Mittwoch zu Ende ging.
Verschiedenste Perspektiven auf dieses Konzept seien zur Sprache gekommen. Das sagt
in Interview mit Radio Vatikan Peter Klasvogt, Leiter der Kommende, der Sozialakademie
des Erzbistums Paderborn in Dortmund und Konsultor des Rates. „Ist das eine Utopie
oder sollen wir uns viel stärker bescheiden und pragmatisch vorgehen? Wobei ich sagen
würde, dass das kein Widerspruch ist. Man braucht eine Vision, aber sie muss realistisch
sein. Wir müssten noch viel stärker den Fokus in den Blick nehmen, wofür sich so eine
Autorität denn einsetzen soll.“
Weltweite Perspektive, weltweite Unterschiede
Die
erste Frage auch für die Kirche sei, wie man für ein Welt-Gemeinwohl eintreten könne.
„Wie können wir dafür Sensibilitäten schaffen, den Sinn schärfen und dort, wo wir
die Schere zwischen reich und arm auseinander gehen sehen, den Blick der Reichen und
Wohlhabenden auf die Bedürfnisse der Armen und der Schwellenländer lenken.“
Dabei
seien die Meinungen nicht immer übereinstimmend, auch in der Kirche nicht. Aber darin
liege auch das Faszinierende. Allein die Zusammensetzung des Gremiums sei beeindruckend,
so Klasvogt. „Wenn neben mir jemand aus Ägypten und gegenüber jemand aus Pakistan
und dem Kongo sitzt, dann erleben wir die Situationen aus ganz verschiedenen Teilen
der Erde mit den Problemen, die die Christen dort zu gegenwärtigen haben.“ Das allein
mache den Austausch untereinander fruchtbar und zeige, was die Herausforderungen für
die Kirche weltweit seien.
Die Lösungen würden je nach Ort und Situation unterschiedlich
sein, aber er glaube auch, dass die Kirche weltweit mit ihrem Thema der „World Governance“
Verbündete findet.
Politisch Handeln: Für ein Gemeinwohl eintreten
„Eine
der Grundfragen scheint mir zu sein, was eigentlich ‚good’ Governance sein soll. Wenn
Sie im Europäischen Kontext an Griechenland denken: Das eine ist die Schuldenkrise,
aber die Frage, wer eigentlich politisch verantwortlich ist und wie können wir mithelfen,
dass eine Generation von Politikern heranwächst, die solche Elemente und Sensibilitäten
mit im Blick haben.“ Die Kirche müsse hier Einfluss nehmen, auf Staaten aber noch
viel mehr auf Menschen, um sie zu befähigen, solche Verantwortung zu tragen.