Urteilsbegründung in Vatileaks-Affäre: Sciarpelletti verzichtet auf Berufung
Der Informatiker Claudio Sciarpelletti akzeptiert seine Bewährungsstrafe in der sogenannten
Vatileaks-Affäre. Nach Angaben von Papstsprecher Federico Lombardi hat der 48-Jährige,
der für das Staatssekretariat arbeitete, darauf verzichtet, Berufung einzulegen. Damit
nahm er eine ursprüngliche Ankündigung wieder zurück. Sciarpelletti war Anfang November
wegen Begünstigung von Dokumentendiebstahl von einem Vatikangericht zu zwei Monaten
Haft auf Bewährung verurteilt worden. Wegen des Diebstahls von vertraulicher Vatikankorrespondenz
sitzt bereits der frühere Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, in Haft. Lombardi
betonte an diesem Samstag, für Sciarpelletti ergäben sich aus seiner leichten Verwicklung
in die Vatileaks-Affäre „keine schwerwiegenden Konsequenzen“.
Am Samstag wurde
auch die ausführliche Begründung des Urteils vom 10. November veröffentlicht. Sie
erläutert, dass sich Sciarpelletti durch „widersprüchliche Aussagen“, warum sich Gabriele-Papiere
in seinem Schreibtisch befanden, „der Behinderung der Ermittlungen“ verdächtig gemacht
habe. Für „am wahrscheinlichsten“ hält es das Gericht, dass die gestohlenen Dokumente
dem Informatiker direkt von Paolo Gabriele übergeben worden seien. In diese Richtung
gehe auch eine Aussage Gabrieles während des Prozesses. Für „nicht glaubwürdig“ erklären
die Richter „die These, dass der Beschuldigte einen solchen Umschlag mit Dokumenten,
die er an Dritte weitergeben sollte, einfach vergessen habe“. Auch dass Sciarpelletti
nicht gewusst habe, was genau in dem Umschlag sei, nimmt ihm das Gericht nicht ab.
Wahrscheinlich habe der Techniker also die Papiere von Gabriele bekommen und den Umschlag
dann selbst versiegelt und in seinen Schreibtisch gelegt. Darum habe er wohl auch
während der Durchsuchung seines Schreibtischs „ausgesprochen nervös“ gewirkt.