2012-12-01 13:10:45

Papst Benedikt: Zirkuswelt ein Laboratorium der Ökumene


RealAudioMP3 Es war ein ungewohntes Bild, das sich erstaunten Touristen heute auf dem Petersplatz und in der Via della Conciliazione bot. Auf dem Petersplatz selbst prangte ein Zirkuszelt, während auf der Straße, die von der Engelsburg schnurgerade auf den Petersplatz zuläuft, Gaukler, Spielmänner und Akrobaten dem Regen über Rom trotzten und eine bunte Darbietung ihrer Kunst boten, während sie in einem großen Umzug Richtung Audienzhalle liefen. In der Audienzhalle erheiterten verschiedene Artisten den Papst und die zahlreichen Teilnehmer mit Auszügen aus ihrem Programm, bevor Benedikt XVI. sich mit herzlichen Worten an sie wandte:

„Das, was eure große Familie ausmacht, ist die Fähigkeit, die besondere und eurer Kunst eigene Sprache zu nutzen. Die Fröhlichkeit der Vorstellungen, die Erholung verschaffende Freude am Spiel, die Grazie der Choreographien und der Rhythmus der Musik stellen einen eigenen und unmittelbaren Kommunikationsweg für den Dialog mit Groß und Klein dar, und bringen Gefühle der Heiterkeit, Freude und Eintracht mit sich. Mit der Verschiedenheit eurer Berufe und der Originalität der Vorführungen versteht ihr es, zum Staunen zu bringen und Bewunderung hervorzurufen, aber auch Gelegenheiten zum Fest und gesunden Vergnügen zu bieten.“

Eben aufgrund dieser ihrer Charakteristiken, so führte der Papst weiter aus, seien die Zirkusleute dazu aufgerufen, Zeugnis für die ihrem Berufsstand innewohnenden Tugenden abzugeben: Der Respekt für das Alter und seinen Erfahrungsschatz, der unbedingte Zusammenhalt der Familie und die Aufmerksamkeit für Kranke oder behinderte Mitglieder der Zirkusgruppe. Die Audienz für das fahrende Volk bettet sich ein in eine Serie von Initiativen des im Oktober ausgerufenen Jahres des Glauben, wie auch der Papst selbst bei seiner Ansprache erinnerte.

„Liebe Brüder und Schwestern, die Kirche erfreut sich an dem Einsatz, den ihr zeigt, und schätzt die Treue zu den Traditionen, auf die ihr zu Recht stolz seid. Sie selbst, die wie auch ihr, Pilgerin in dieser Welt ist, lädt euch dazu ein, durch eure tägliche Arbeit an ihrer göttlichen Mission teilzuhaben. Die Göttlichkeit jedes Menschen findet ihren Ausdruck auch im ehrlichen Ausüben seines Gewerbes und in seiner Uneigennützigkeit, die sich nicht von wirtschaftlichen Überlegungen beherrschen lässt. So möget auch ihr, während ihr auf die Qualität eurer Aufführungen achtet, nicht aufhören achtsam zu sein damit ihr, mit den Werten des Evangeliums, weiterhin den jungen Generationen die Hoffnung und die Ermunterung bieten möget, derer sie bedürfen.“

An die deutschsprachigen Zirkusleute gewandt, mahnte der Papst:

„Liebe Freunde, eure Welt kann ein Laboratorium im Bereich der großen Themenstellungen der Ökumene und der Begegnung mit Menschen werden, die anderen Religionen angehören. Euer Glaube möge euch leiten, wahre Zeugen Gottes und seiner Liebe zu sein, Gemeinden, die in Brüderlichkeit, in Frieden und Solidarität vereint sind.“

Wie verschieden die Lebensumstände der Zirkusleute sind, wurde während der Audienz an den verschiedenen Beiträgen der Teilnehmer deutlich. Bunte Aufführungen vor dem Papst wechselten sich ab mit berührenden Zeugnissen der Widrigkeiten des Lebens einer Berufsgruppe, die selten lange genug an einem Ort verweilen kann, um Wurzeln zu schlagen und Freundschaften zu schließen:

„Mein Name ist Sonja Probst, ich bin 28 Jahre alt. Meine Familie und ich reisen mit unserem „Circus Probst“ durch ganz Deutschland. Wir sind unterwegs mit einem Zirkuszelt für 1.200 Zuschauer. Es arbeiten 65 Menschen bei uns und wir bewegen 74 Transporte von Stadt zu Stadt. Zu unserer Zirkusfamilie gehören auch rund 90 Tiere.“

Ihr Traum, so erzählte Sonja Probst, sei es von klein auf gewesen, am Trapez zu arbeiten. Doch im Alter von 15 Jahren riss während einer Vorstellung unter dem Zeltdach ein Sicherungsseil, und die junge Artistin stürzte so schwer, dass sie anschließend zu hundert Prozent schwerbehindert zurückblieb und ihren Traum aufgeben musste.

„Aber der liebe Gott half mir alles durchzustehen und wieder neuen Mut zu fassen! Seit 2004 arbeite ich als Clown und bin sehr dankbar, dass ich doch etwas gefunden habe, was mich erfüllt. Ohne meinen Glauben würde ich wahrscheinlich heute nicht hier stehen. Ich danke Gott für jeden Tag, den ich erleben darf und sehe nicht mehr alles als selbstverständlich an. Das Leben ist für mich jeden Tag wie ein neues Geschenk für das ich dankbar bin.“

(rv 01.12.2012 cs)








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