„Eines der ernstesten
Probleme unserer Epoche ist die praktische religiöse Ignoranz, in der viele Männer
und Frauen, sogar treue Katholiken leben.“ Das sagte Benedikt XVI. an diesem Freitag
im Vatikan zur dritten Gruppe von französischen Bischöfen. Seit mehreren Wochen treffen
Bischöfe der „Grande Nation“ gestaffelt den Papst anlässlich des Ad Limina Besuchs.
Frankreich habe eine „großartige christliche Vergangenheit“; daran ließe sich doch
anknüpfen, um das Land neu zu evangelisieren.
„Die neue Evangelisierung
wird fruchten, wenn sie tief in die Gemeinschaften und Pfarreien hineingreift. Schon
jetzt ist es ermutigend, wie vital und engagiert gläubige Laien in der französischen
Gesellschaft sind. Zusammen mit ihren Bischöfen und Priestern sind die Laien Protagonisten
im Leben der Kirche und bei der Evangelisierung. Auch das Konzil hat mehrfach betont,
dass sie die spezifische Mission haben, die Welt mit dem Geist des Evangeliums zu
durchdringen. Ich kenne den Wert und die Qualität des vielfältigen Apostolats, das
Laien – Männer wie Frauen – in Frankreich leisten.“
Im französischen Bistum
Poitiers sind aus mehreren hundert Pfarreien in den letzten Jahren sogenannte „Ortsgemeinschaften“
(communautés locales) geworden. An ihrer Spitze steht jeweils ein Team von fünf Laien,
das offiziell vom Bischof beauftragt wird. An jedem Sonntag wird ein Wortgottesdienst
gefeiert; alle zwei oder drei Wochen kommt der zuständige Priester, der im Hauptort
wohnt, zur Eucharistiefeier. Mehrere Bistümer in Frankreich erproben Modelle, in denen
Laien größere Verantwortung übernehmen – auf dem Hintergrund des Priestermangels.
„Die
Kirche in Europa und in Frankreich kann nicht gleichgültig bleiben angesichts des
Rückgangs an geistlichen Berufungen und Weihen“, so der Papst am Freitag weiter.
„Wir müssen dringend alle Energien mobilisieren, damit junge Leute die Stimme des
Herrn hören können! Gott ruft, wen er will und wann er will; aber natürlich sind die
christlichen Familien und gläubige Gemeinschaften weiterhin ein besonders günstiger
Nährboden für Berufungen. Diese Familien, Gemeinschaften und Jugendlichen stehen also
im Mittelpunkt jeder Evangelisierungs-Initiative, auch wenn das kulturelle und soziale
Umfeld von Relativismus und Hedonismus geprägt ist.“