Anhänger und Gegner des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi lieferten sich an diesem
Freitag die schlimmsten Auseinandersetzungen seit seinem Amtsantritt. Bei den Protesten
ging es um die Entscheidung Mursis, sich per Dekret eine bedeutsame Machtausweitung
zuzugestehen. Er wolle, so Mursi in seiner Begründung, „das Ungeziefer ausradieren,
das die Nation Ägyptens auffresse“. In der Nacht zu diesem Samstag harrten hunderte
Oppositionsanhänger auf dem Tahrir-Platz im Zentrum der Hauptstadt Kairo aus, um gegen
die Entmachtung der Justiz durch den Staatschef zu protestieren. So seien unter anderem
seine Entscheidungen juristisch unanfechtbar. Befürchtungen der Opposition, dass Ägypten
einer neuen Diktatur entgegensehe, erhielten so erneuten Auftrieb. Die USA haben unterdessen
ihrer Sorge darüber Ausdruck verliehen, dass Mursi sich de facto der Kontrolle durch
die Justiz entzogen habe. Wie eine Sprecherin des US-Außenministeriums in Washington
erklärte, sei das Ziel der Revolution, durch die der ägyptische Präsident Husni Mubarak
im vergangenen Jahr gestürzt wurde, gerade gewesen, eine solche Machtkonzentration
in den Händen eines Einzelnen zu verhindern. Gleichzeitig rief die US-Sprecherin die
Ägypter auf, ihre Differenzen friedlich und im demokratischen Dialog beizulegen.