Das neue Buch über
die Kindheit Jesu gelangt genau zur richtigen Zeit in unsere Hände, um uns eine geistliche
Begleitung in der Advents- und Weihnachtszeit zu sein, die eine Zeit voller biblischer
Verweise, theologischer Überlegungen und Spiritualität ist. Es ist die Erfüllung eines
Versprechens, das Papst Benedikt uns seit der Publikation des Bandes über das öffentliche
Leben Jesu gemacht und das er mit der Publikation seines zweiten Bandes über die Passion
und Auferstehung wiederholt hatte.
Auch wenn er uns klar und deutlich gesagt
hatte, dass die Zielsetzung seines Werkes nicht direkt das Studium der Evangelienkapitel
über die Kindheit Jesu (vgl. Vorwort zum 2. Band) sei, sondern es vielmehr den Anspruch
habe, die Figur Jesu, seine Worte und sein Handeln zu verstehen, hat er uns diese
„kleine Eingangshalle“ zur Lektüre der vorangegangenen Bände doch nicht verwehrt.
Er stellt sie uns mit seiner üblichen Bescheidenheit vor: „Dabei bin ich mir bewusst,
dass dieses Gespräch im Ineinander von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nie zu
Ende sein kann… Ich hoffe, dass das kleine Buch trotz seiner Grenzen vielen Menschen
auf ihrem Weg zu Jesus und mit Jesus helfen kann.“
Wie der späte Papst Johannes
Paul II. mit großem Mut sein Innerstes in der poetischen Meditation des „Römischen
Triptychons“ preisgegeben hatte, so hat Papst Benedikt mit nicht geringerem Mut sich
selbst sowie seine eigene Suche nach dem Antlitz Christi und einer Begegnung mit ihm
öffentlich gemacht. Er wusste sehr genau, dass er auf Einwände stoßen wird, manche
selbstgerecht, manche gerechtfertigt, aber die Verflechtung von Schriftstudium, theologischen
Überlegungen, menschlicher Kultur sowie der persönlichen geistlichen Spannung ist
dennoch außergewöhnlich und faszinierend. Joseph Ratzinger hat persönlich und als
Papst das Drama der „Spaltung zwischen dem historischen Jesus und dem Jesus des Glaubens“
erlebt, und er hat sich dazu verpflichtet, jeden von uns und damit auch die Kirche
darüber hinweg zu führen, um uns den freudigen und profunden Sinn der persönlichen
Freundschaft mit Christus wieder zu geben.
Dies ist ein wichtigerer und dringender
Dienst als viele andere in der Führung der Kirche. Denn er ist in erster Linie verantwortlich
für den Glauben der Kirche. Wir danken ihm deswegen für das, was er geschaffen hat,
indem er ein Werk, das neun Jahre nicht leichten Einsatz erfordert hatte, beendet
hat. Es ist wahrhaft zutreffend, was Kardinal Martini zum Abschluss seiner Vorstellung
des ersten Jesusbuches gesagt hatte: „Das Buch ist sehr schön und verhilft uns einerseits
zu einem besseren Verständnis des Gottessohnes Jesus Christus, andererseits aber des
tiefen Glaubens des Autors.“
Papst Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth. Der
Prolog – Die Kindheitsgeschichten. Verlag Herder, 20,60 € (rv 23.11.2012 cs)