Österreich/Mexiko: Romeropreis 2012 an Martin Römer
Der St. Pöltener Pfarrer
Martin Römer ist für seinen langjährigen Einsatz für die Ärmsten in der Millionenmetropole
Mexiko-Stadt mit dem diesjährigen Oscar-Romero-Preis gewürdigt worden. Der Preis,
der nach dem 1980 ermordeten Erzbischof von San Salvador benannt ist, wurde von „Sei
so frei!“, der entwicklungspolitischen Aktion der Katholischen Männerbewegung Österreichs
(KMBÖ), noch im selben Jahr ausgelobt, um das gesellschaftspolitische und soziale
Engagement der Preisträger vor allem in Entwicklungsländern anzuerkennen und zu stärken.
Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird an diesem Freitag bei einem Festakt
in St. Pölten verliehen. Römer, der seit Jahren in Mexiko lebt, hat am südlichen Rand
der Hauptstadt im Jahr 2004 eine Emmaus-Gemeinde gegründet. Dort kümmert er sich mit
seinen Mitarbeitern um mittellose behinderte und alte Menschen ohne Familienanschluss.
Im Radio-Vatikan-Interview erzählt er von seinem Wirken:
„Es gibt eine Vielzahl
von Projekten für Kinder. Es gibt Vereine und Organisationen, staatlich, kirchlich
oder in privater Hand, die sich um die Nöte der Kinder und jungen Menschen sorgen.
Für Erwachsene und alte Menschen gibt es aber kein Angebot. Deshalb haben wir in Absprache
mit der öffentlichen Fürsorge diese Zielgruppe als unsere definiert, um eben auch
für diese Menschen, für die sonst niemand sorgt, eine Hilfe zu bieten.“
Was
bedeutet es jetzt für Sie persönlich und für Ihre Arbeit, dass Sie den Romero-Preis
2012 erhalten?
„Es ist auf der einen Seite eine Anerkennung - ich sage nicht
meiner, sondern unserer Arbeit. Wir sind ein Team und wir erleben uns im Haus als
Gemeinschaft und nicht als eine Anzahl von Individuen. Wir wollen diesen Menschen
eine Familie bieten, eine neue Familie, die sie in ihrem alten Leben vielleicht nie
hatten. Das ist eigentlich auch der Emmaus-Gedanke, eine Familie für jene Menschen
zu schaffen, die sie nie hatten. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine große
Herausforderung, den Zielen und dem Wirken von Erzbischof Romero immer mehr gerecht
zu werden. Er hat sich für die Anerkennung der Würde des Menschen eingesetzt. Er hat
für eine ganzheitliche Befreiung des Menschen gekämpft, nicht nur eine physische,
sondern auch eine geistliche und spirituelle Freiheit, damit auch wir die Freiheit
des Christenmenschen erfahren können.“
Ich nehme an, der Oscar-Romero-Preis,
der ja an Menschen verliehen wird, die sich insbesondere in Entwicklungsländern für
Menschenrechte und Sozialarbeit einsetzen, wird jetzt auch voll in die Emmaus-Gemeinschaft
einfließen?
„Das ist richtig, derzeit sind wir in unserem Haus Emmaus im
Süden der Hauptstadt bzw. der Erzdiözese Mexiko-Stadt damit beschäftigt, das Haus
für die Bedürfnisse unserer konkreten Gäste anzupassen, zu renovieren und zu erweitern.
Wir wollen, dass für sie auch professionell gesorgt werden kann. Bisher haben wir
das Haus für diesen Zweck mehr oder weniger adaptiert, aber nun werden beispielsweise
die Bäder behindertengerecht ausgebaut und die Schlafsäle erweitert, damit wir auch
mehr Menschen beherbergen können. Besonders wichtig wird aber der Einbau eines Aufzugs
sein, damit unsere Gäste ungehindert auch die oberen Stockwerke erreichen können.“