„In diesem Krieg gibt
es nur Verlierer“ – Mit deutlichen Worten hat der Lateinische Patriarch von Jerusalem,
Fouad Twal, die Sinnlosigkeit der Gewalt im aktuellen Konflikt zwischen Israel und
Palästina unterstrichen. Die vereinbarte Waffenruhe scheint bislang zwar zu halten,
die Folgen der neuen Eskalation sind jedoch erschreckend: zahlreiche Tote auf beiden
Seiten, Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung sowie unabsehbare politische und
auch wirtschaftliche Folgen. Fouad Twal sagte über die Konsequenzen der Gewalt im
Gespräch mit dem Münchner Kirchenradio:
„Mit dieser Art der Gewalt und des
Krieges lösen wir gar nichts – weder die Besatzungsfrage, noch den Terrorismus, noch
den Widerstand der Palästinenser und die Situation im Gazastreifen. Die Anzahl der
Verwundeten und Toten ist im Gazastreifen weitaus höher als in Israel. Für Israel
bedeutet das ganze, dass viele Pilgergruppen ihre Reise ins Heilige Land absagen.
Das ist schlecht, schlecht für die israelische Wirtschaft. Und schlecht für die Christen
im heiligen Land, weil die Anwesenheit der Pilger wichtig für uns ist und uns viel
bedeutet – dass wir nicht vergessen sind.“
Zugleich rief der Patriarch
die Christen des Westens dazu auf, die Glaubensbrüder im heiligen Land jetzt nicht
alleine zu lassen. Auch an der katholischen Kirche im Heiligen Land, die sich stets
um Vermittlung und Friedensarbeit bemühe, gehe der Konflikt nicht spurlos vorbei:
„Wir
haben als katholische Kirche Schulen, Gemeinden und Ordensschwestern und deshalb sehr
große Angst. Wir zählen auf eure Solidarität, ihr Christen im Ausland. Lasst uns nicht
allein mit dieser nicht einfachen Mission! Wir möchten, dass die Kirche im Heiligen
Land, dass das Lateinische Patriarchat eine Brücke zwischen allen Menschen ist. Wir
möchten nicht Teil des Krieges sein, sondern wesentlich an einer Friedenslösung für
alle Menschen mitwirken.“
Twal sieht die moralische Aufgabe der Kirchen
auch darin, den Politikern die Verletzlichkeit der Menschen und die Folgen des Krieges
immer wieder vor Augen zu halten. Die katholische Kirche im Heiligen Land habe den
Traum, dass „alle Kinder aus Israel und den Palästinensergebieten eines Tages zusammen
spielen, studieren und essen können“: Dafür brauche es konkrete Schritte in Richtung
Frieden in der Politik. Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem ist eine Teilkirche
der römisch-katholischen Kirche; ihr gehören in Israel und Palästina alle katholischen
Christen an.