2012-11-19 14:25:14

Gaza: Eine Rakete unterscheidet nicht zwischen Christen und Muslimen


RealAudioMP3 Sechster Tag der Gaza-Offensive der israelischen Luftwaffe: Zwischen achtzig und neunzig Menschen sind im Gaza-Streifen bisher getötet worden, aber immer noch schießen Islamisten von dort aus Raketen in Richtung Israel, wo bisher drei Menschen starben und Dutzende verletzt wurden. Eine Rakete schlug sogar in Jerusalem ein – eine traurige Premiere für die Heilige Stadt. Der Benediktinerbruder Nikodemus Schnabel von der Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg sagt dazu im Gespräch mit dem Domradio:

„Ich selbst konnte es gar nicht glauben. Man ist hier zwar Sirenen gewöhnt, die Schabbat-Sirene, die immer an Freitagabend ertönt. Diese Sirene aber klang anders, außerdem kam sie zu spät. Dennoch: Es war eine einmalige Sache. Anders als in Tel Aviv oder im Süden Israels, wo das schon seit Wochen und Monaten zum Leben dazugehört. Dennoch war es sicher eine Zäsur, ein Aufhorchen. Eigentlich ist Jerusalem ja eine Tabuzone. Deshalb vermute ich auch, dass es sich um ein Versehen handelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand eine Rakete auf den Felsendom lenken will, auch nicht die radikalste Splittergruppe im Gazastreifen!“

Im Gaza-Streifen selbst haben die israelischen Bomben bislang offenbar keine Schäden an der kleinen Lateinischen Pfarrkirche der Heiligen Familie von Nazareth angerichtet. In dem Gebäude trafen sich an diesem Samstag Pfarrer Paul De Santo und Ordensfrauen zu einem Tag des Gebets für Gerechtigkeit und Frieden. Nach Angaben des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem geht es den Mitgliedern der kleinen katholischen Gemeinschaft gut; die behinderten Kinder, um die sich Mutter-Teresa-Schwestern kümmern, sind in Ruheräume evakuiert worden, damit sie durch den Bomben- und Raketen-Krach nicht in Panik geraten. Die „Schwestern vom Rosenkranz“ mussten wegen der starken Bombardements in ihrem Viertel in das Haus eines Lehrers umziehen. Ihre Schule ist nicht beschädigt, nur die Fenster sind zerbrochen.

Der Lateinische Weihbischof von Jerusalem, William Shomali, sagt:

„Unsere Christen in Gaza leiden wie alle anderen. Eine Rakete unterscheidet ja nicht zwischen einem Christen und einem Nichtchristen! Wir leiden wegen aller Opfer der Gewalt auf beiden Seiten, ob es nun Christen sind, Muslime oder Juden. Wir können im Moment nur beten und die Gewalt deutlich verurteilen, denn sie tut nichts für eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes – im Gegenteil!“

(rv/domradio 19.11.2012 sk)







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