2012-11-18 09:51:03

Ägypten: Verfassungsversammlung ohne Christen


Die christlichen Vertreter in der Verfassungsversammlung haben am Samstag offiziell ihre Mitarbeit aufgekündigt. Die Entwicklung in dem Gremium stelle „nicht sicher, dass die Verfassung einen nationalen Konsens findet oder die Identität Ägyptens widerspiegelt“. Das erklärte der Interimsleiter der koptischen Kirche, Bischof Pachomius, in einer gemeinsamen Stellungnahme aller christlichen Konfessionen des Landes. Die Kirchen stünden mit ihrer Missbilligung in einer Linie mit der Mehrheit der Ägypter, so der Bischof laut der ägyptischen Zeitung „Ahram Online“ vom Samstagabend. Welche Punkte des Verfassungsentwurfs die Kirchen konkret kritisieren, führte der Bischof nicht aus.
Bereits Donnerstag hatten Vertreter der koptisch-orthodoxen, der katholischen und der protestantischen Kirche gemeinsam beschlossen, sich aus Protest gegen islamistische Tendenzen aus dem Verfassungsprozess zurückzuziehen. Unterdessen droht der Versammlung eine Auflösung per Gerichtsurteil. Ein anhängiges Verfahren bestreitet, dass die Nominierung der Mitglieder der Verfassungsversammlung durch das inzwischen aufgelöste Parlament rechtmäßig war.
Am Montag hatte das neue Oberhaupt der größten Kirche in Ägypten, der koptische Patriarch Tawadros II., einen Rückzug der Kopten aus dem Verfassungsgremium für den Fall angedroht, dass islamistische Kräfte sich mit ihren Interessen durchsetzten. Der Patriarch sprach sich dabei für einen Beibehalt des Artikels 2 aus der alten Verfassung aus. Dieser nennt die „Prinzipien der Scharia“ als Grundlage der Gesetzgebung. Salafisten wollen dies auf die „Regeln der Scharia“ zuspitzen. Tawadros II. betonte dabei, seine Kirche arbeite mit Experten der sunnitischen Al-Azhar-Universität an einer konsensfähigen Formulierung der umstrittenen Artikel. Der endgültige Entwurf für eine neue ägyptische Verfassung soll nach bisherigem Stand am 12. Dezember vorgelegt werden.
Von den einhundert Mitgliedern der Verfassungsversammlung sind 15 Christen. Vier von ihnen - zwei orthodoxe Kopten, ein Protestant und der koptisch-katholische Bischof Yohanna Qulta - wurden direkt von ihren Kirchen als Vertreter benannt.
(kna 18.11.2012 pr)








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