China: Für Katholiken keine großen Änderungen in Sicht
An der Lage der katholischen
Kirche in China wird sich auch nach dem Führungswechsel in der Kommunistischen Partei
vorerst nichts ändern. Das sagt Katharina Wenzel-Teuber vom China-Zentrum der Steyler
Missionare in Sankt Augustin. Es könne höchstens sein, dass sich die politische Großwetterlage
nach dem am Mittwoch beendeten Parteitag nun etwas entspannt – und dass davon dann
auch die Kirche etwas profitiert. Generell gebe es aber für die Katholiken im Reich
der Mitte ein ganzes System von Kontrollvorschriften, das fest verankert sei. Die
Kirche leide unter Strukturen, die nicht zum katholischen Verständnis passten, so
die Expertin im Münchner Kirchenradio. Zu diesen Strukturen gehöre etwa die Katholische-Patriotische
Vereinigung, die vom Regime kontrolliert werde und keinen Kontakt zum Papst haben
dürfe. Aber auch Einmischungen in den Alltag wie z.B. politische Schulungen für Priester
gäben der katholischen Kirche einen engen Rahmen vor.
Korruptionsproblem Die
Korruption in China, die auf dem Parteitag besonders beklagt wurde, macht nach Angaben
von Wenzel-Teuber auch vor der Kirche nicht halt. So werde Bischöfen, die von Rom
anerkannt sind, Geld versprochen, wenn sie an illegalen Priesterweihen teilnähmen.
Das sei „fast gefährlicher als andere Formen von Druck“. Die Kirche spiele zwar keine
wichtige Rolle bei der Demokratisierung in China, doch gebe sie wichtige Impulse für
eine plurale Gesellschaft. Dazu gehöre etwa die Idee, dass es eine transzendente Macht
gebe, der gegenüber die Regierung sich rechtfertigen muss. Die ungleiche Verteilung
des enormen Wirtschaftswachstums in China spiegelt sich auch bei den Katholiken wider,
so die Chefredakteurin der Zeitschrift „China heute“. Katholiken in den großen Städten
profitierten vom Aufschwung eher als die Gläubigen auf dem Land. Vor allem Priester
lebten einfacher als andere Chinesen, die eine vergleichbare Ausbildung haben.
Auch
der Abtprimas der Benediktinischen Konföderation, Notker Wolf, ist davon überzeugt,
dass die neue kommunistische Führung in China ihren Machtanspruch gegenüber der katholischen
Kirche nicht aufgeben wird. Chinas Machthaber sähen in der Kirche nur einen politischen
Gegner, so Wolf, der häufig durch China reist, im Münchner Kirchenradio.
„Sie
ärgern sich, wenn wir in das Selbstverständnis der Partei hineinreden, aber die Partei
möchte unbedingt uns vordiktieren, wie katholisches Kirchenverständnis auszusehen
hat“.
Dabei gingen die Behörden soweit, Priester zu verhaften oder unter
Hausarrest zu stellen, um sie zum Übertritt in die offizielle Katholische-Patriotische
Vereinigung zu zwingen. Mit diesen Schikanen müssten die Katholiken vor Ort einfach
leben, so Wolf, der auch Vorsitzender der China-Kommission seines Ordens ist.
Kirchliches
Engagement Für ihr Engagement in Altenheimen, Ausbildungsstätten und Priesterseminaren
versuchten die Benediktiner immer, gute Beziehungen zu den örtlichen Behörden aufzubauen
und zu unterhalten. Wenn kirchliches Engagement in China mit Sozialprojekten einhergehe,
dann gebe es in der Regel keine Probleme mit den Kommunisten, so Notker Wolf. Er kündigte
an, nächstes Jahr auf dem Weg nach Nordkorea die benediktinischen Hilfsprojekte im
Nordosten Chinas zu besuchen. Eine Klostergründung in China sei derzeit nicht in Sicht,
so der Abtprimas. – Deutsche Missionsbenediktiner waren von 1922 bis 1952 mit Klostergründungen
in China aktiv. Nach ihrer Vertreibung setzten sie ihre Arbeit in Südkorea fort und
konnten von dort aus ab 1985 an ihre frühere Arbeit in Nordost-China anknüpfen.
Hintergrund Auf
dem Parteitag der Kommunisten in Peking ist zum Abschluss ein neues Zentralkomitee
gewählt worden. Am Donnerstag rückte dann der bisherige Vizepräsident Xi Jinping offiziell
an die Spitze von Staat und Partei.