2012-11-16 09:38:03

China: Für Katholiken keine großen Änderungen in Sicht


RealAudioMP3 An der Lage der katholischen Kirche in China wird sich auch nach dem Führungswechsel in der Kommunistischen Partei vorerst nichts ändern. Das sagt Katharina Wenzel-Teuber vom China-Zentrum der Steyler Missionare in Sankt Augustin. Es könne höchstens sein, dass sich die politische Großwetterlage nach dem am Mittwoch beendeten Parteitag nun etwas entspannt – und dass davon dann auch die Kirche etwas profitiert. Generell gebe es aber für die Katholiken im Reich der Mitte ein ganzes System von Kontrollvorschriften, das fest verankert sei. Die Kirche leide unter Strukturen, die nicht zum katholischen Verständnis passten, so die Expertin im Münchner Kirchenradio. Zu diesen Strukturen gehöre etwa die Katholische-Patriotische Vereinigung, die vom Regime kontrolliert werde und keinen Kontakt zum Papst haben dürfe. Aber auch Einmischungen in den Alltag wie z.B. politische Schulungen für Priester gäben der katholischen Kirche einen engen Rahmen vor.

Korruptionsproblem
Die Korruption in China, die auf dem Parteitag besonders beklagt wurde, macht nach Angaben von Wenzel-Teuber auch vor der Kirche nicht halt. So werde Bischöfen, die von Rom anerkannt sind, Geld versprochen, wenn sie an illegalen Priesterweihen teilnähmen. Das sei „fast gefährlicher als andere Formen von Druck“. Die Kirche spiele zwar keine wichtige Rolle bei der Demokratisierung in China, doch gebe sie wichtige Impulse für eine plurale Gesellschaft. Dazu gehöre etwa die Idee, dass es eine transzendente Macht gebe, der gegenüber die Regierung sich rechtfertigen muss. Die ungleiche Verteilung des enormen Wirtschaftswachstums in China spiegelt sich auch bei den Katholiken wider, so die Chefredakteurin der Zeitschrift „China heute“. Katholiken in den großen Städten profitierten vom Aufschwung eher als die Gläubigen auf dem Land. Vor allem Priester lebten einfacher als andere Chinesen, die eine vergleichbare Ausbildung haben.

Auch der Abtprimas der Benediktinischen Konföderation, Notker Wolf, ist davon überzeugt, dass die neue kommunistische Führung in China ihren Machtanspruch gegenüber der katholischen Kirche nicht aufgeben wird. Chinas Machthaber sähen in der Kirche nur einen politischen Gegner, so Wolf, der häufig durch China reist, im Münchner Kirchenradio.

„Sie ärgern sich, wenn wir in das Selbstverständnis der Partei hineinreden, aber die Partei möchte unbedingt uns vordiktieren, wie katholisches Kirchenverständnis auszusehen hat“.

Dabei gingen die Behörden soweit, Priester zu verhaften oder unter Hausarrest zu stellen, um sie zum Übertritt in die offizielle Katholische-Patriotische Vereinigung zu zwingen. Mit diesen Schikanen müssten die Katholiken vor Ort einfach leben, so Wolf, der auch Vorsitzender der China-Kommission seines Ordens ist.

Kirchliches Engagement
Für ihr Engagement in Altenheimen, Ausbildungsstätten und Priesterseminaren versuchten die Benediktiner immer, gute Beziehungen zu den örtlichen Behörden aufzubauen und zu unterhalten. Wenn kirchliches Engagement in China mit Sozialprojekten einhergehe, dann gebe es in der Regel keine Probleme mit den Kommunisten, so Notker Wolf. Er kündigte an, nächstes Jahr auf dem Weg nach Nordkorea die benediktinischen Hilfsprojekte im Nordosten Chinas zu besuchen. Eine Klostergründung in China sei derzeit nicht in Sicht, so der Abtprimas. – Deutsche Missionsbenediktiner waren von 1922 bis 1952 mit Klostergründungen in China aktiv. Nach ihrer Vertreibung setzten sie ihre Arbeit in Südkorea fort und konnten von dort aus ab 1985 an ihre frühere Arbeit in Nordost-China anknüpfen.

Hintergrund
Auf dem Parteitag der Kommunisten in Peking ist zum Abschluss ein neues Zentralkomitee gewählt worden. Am Donnerstag rückte dann der bisherige Vizepräsident Xi Jinping offiziell an die Spitze von Staat und Partei.

(münchner kirchenradio 16.11.2012 sk)







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