Abdullah-Zentrum betont vor Start seine Unabhängigkeit
Am 26. November geht
es in Wien an den Start: das von Saudi-Arabien finanzierte neue „König-Abdullah-Zentrum“.
Es will sich weltweit für interreligiösen Dialog und freie Religionsausübung einsetzen
- und soll dabei unabhängig von politischen Einmischungen arbeiten. Das versicherten
Generalsekretär Faisal bin Abdulrahman bin Muaammar und seine Stellvertreterin Claudia
Bandion-Ortner bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Das Zentrum sei „zu 100 Prozent
unabhängig“, im Aufsichtsrat säßen neun Vertreter von Weltreligionen. Faisal trat
damit erneut Kritik an dem Zentrum wegen der Führungsrolle Saudi-Arabiens entgegen:
In dem Land gibt es nämlich keine Religionsfreiheit für Nicht-Muslime.
Der
Islamkenner und dialogerfahrene Wiener katholische Pfarrer Martin Rupprecht will dem
Zentrum eine Chance geben. Zwar sei die kritische Beobachtung der Menschenrechtslage
in Saudi-Arabien durchaus gerechtfertigt, so Rupprecht gegenüber „Kathpress“. Doch
wirbt der Leiter der Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung in der Erzdiözese
Wien für eine „nüchterne Betrachtung und sachliche Begleitung“ des Zentrums. Kritik,
wonach mit dem Abdullah-Zentrum ein wahhabitischer Ort mitten in Wien entstehen würde,
sei „vollkommen falsch“. Die Organisationsstruktur des Zentrums mit dem Aufsichtsrat
aus Vertretern von Muslimen, Christen, Hindus, Buddhisten und Juden als entscheidendes
Gremium lasse dies nicht zu. „Außerdem können die Gründerstaaten gegen jede Einmischung,
sei es religionspolitischer oder nationalpolitischer Art, ihr Veto einlegen“, versicherte
Rupprecht. Wörtlich meinte der Dialogpfarrer: „Das Zentrum ist gut aufgestellt. Jetzt
kommt es auf die Inhalte an!“ Er glaube, dass die örtlichen Religionsgemeinschaften
von dem Zentrum profitieren werden.
Rupprecht erinnerte daran, dass die Dialog-Initiative
des saudischen Königs in Folge eines Besuchs von Abdullah bei Papst Benedikt XVI.
2007 entstanden ist. Der saudische König habe in den interreligiösen Dialog bereits
„eine ganze Menge investiert“ und werde dafür auch von extremen islamischen Gruppierungen
in seinem Heimatland scharf kritisiert.
Hintergrund Das im
Palais Sturany am Wiener Schottenring angesiedelte „King Abdullah Bin Abdulaziz International
Centre for Interreligious and Intercultural Dialogue“ (KAICIID) wird am 26. November
eröffnet. Zum Festakt in der Wiener Hofburg werden u.a. der Ökumenische Patriarch
Bartholomaios I. und der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog,
Kardinal Jean-Luis Tauran, erwartet. Auch die Teilnahme von UN-Generalsekretär Ban
Ki-moon sei „zu 99 Prozent“ sicher, sagte Generalsekretär Faisal Bin Abdulrahman.
Das Dialogzentrum basiert auf einem völkerrechtlichen Abkommen zwischen Spanien, Österreich
und Saudi-Arabien. Der Heilige Stuhl hat den Status eines „Founding Observers“. Im
Aufsichtsrat, der viermal im Jahr tagen und über die Arbeit des Zentrums entscheiden
soll, sitzt für die katholische Kirche der Sekretär des Päpstlichen Dialogrates, der
Combonianer-Pater und Islam-Experte Miguel Angel Ayuso Guixot. Saudi-Arabien finanziert
die Einrichtung in den kommenden drei Jahren mit 10 bis 15 Millionen Euro. Künftig
will das Zentrum auch Spenden von Staaten, Stiftungen und Einzelpersonen entgegennehmen.