Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und seinen Auswirkungen auf katholischer und
orthodoxer Seite hat sich ein orthodox-katholischer Arbeitskreis auf seiner nunmehr
neunten Tagung im norditalienischen Kloster Bose befasst. Dem Arbeitskreis gehören
26 Theologen - 13 orthodoxe und 13 katholische - aus mehreren europäischen Ländern
und den USA an. Er wurde 2004 in Paderborn gegründet und kam seither zu Treffen in
Athen, im belgischen Chevetogne, Belgrad, Wien, Kiev, Magdeburg und St. Petersburg
zusammen. Mit der Tagung in Bose setzte der Arbeitskreis seine Gesprächsreihe fort,
die in einem chronologischen Durchgang durch die Kirchengeschichte versucht, die Entwicklung
des Verhältnisses von Primat und Synodalität in der orthodoxen und in der katholischen
Kirche zu analysieren.
Zwischen Primat und Kollegialität Im
Abschluss-Kommunique halten die Tagungsteilnehmer fest, dass das Konzil die Definitionen
des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70) über den päpstlichen Primat aufgegriffen
und durch die Betonung der Rolle der Bischöfe ergänzt habe. Damit habe man ein Gleichgewicht
zwischen Primat und Kollegialität herstellen wollen. Wörtlich heißt es in dem Kommunique:
„Durch strukturelle Veränderungen wurde das Bischofsamt aufgewertet, auch wenn viele
beispielsweise die Kompetenzen der Bischofskonferenzen in der derzeitigen Form für
unbefriedigend halten.“ Das Kommunique betont die „anhaltende Diskussion innerhalb
der katholischen Kirche über das Verhältnis zwischen Primat und Synodalität“. Weiter
halten die Mitglieder des Arbeitskreises fest, dass orthodoxe Stimmen zum Zweiten
Vatikanischen Konzil zwar die stärkere Betonung der Kollegialität der Bischöfe würdigen,
zugleich aber kritisch anmerken, „dass das Bischofskollegium stets auf den Papst angewiesen
ist, aber der Papst seinerseits nicht auf das Bischofskollegium“. Auch die Tatsache,
dass die Unfehlbarkeit der Kirche sehr eng an das Amt des Papstes gebunden wird, sei
aus orthodoxer Sicht problematisch.