2012-11-08 14:59:05

Österreich/EU: Burjan-Ausstellung eröffnet


Österreichs Bischöfe haben im Europäischen Parlament gemeinsam mit Parlamentsvizepräsident Othmar Karas eine Sonderausstellung über die im vergangenen Januar seliggesprochene Sozialpolitikerin und Gründerin der Schwesterngemeinschaft „Caritas Socialis“, Hildegard Burjan (1883-1933), eröffnet. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der Einsatz Burjans für mehr soziale Gerechtigkeit über alle Parteigrenzen hinweg, wie Schwester Karin Weiler von der „Caritas Socialis“ bei der Eröffnung am Donnerstagvormittag in Brüssel unterstrich. Kardinal Christoph Schönborn betonte bei dieser Gelegenheit, Burjan sei das beste Beispiel dafür, „dass man auch in der Politik heilig werden kann“. Die generelle Skepsis gegenüber der Politik bekomme in Hildegard Burjan ein Gegengewicht. Es brauche Politiker mit Anstand und Verantwortungsbewusstsein. Die Burjan-Ausstellung ist im Europaparlament eine Woche lang zu sehen. Laut Sr. Weiler bildet die Schau einen Mosaikstein in den Bemühungen der „Caritas Socialis“, ihre Gründerin nach der Seligsprechung im vergangenen Januar einer größeren Öffentlichkeit bekanntzumachen.

Große Gestalt der christlichen Frauenbewegung

Hildegard Burjan war eine der großen Gestalten der christlichen Frauenbewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Am 30. Januar 1883 als Hildegard Freund im sächsischen Görlitz in eine liberale jüdische Familie geboren, studierte sie in Zürich Literatur und Philosophie und in Berlin Sozialwissenschaft. Im Jahr 1907 heiratete sie den gebürtigen Ungarn Alexander Burjan. Nach Heilung von einer schweren Krankheit konvertierte sie zur katholischen Kirche. Burjan setzte sich entschieden für die Gleichberechtigung der Frau, für die Bekämpfung der Kinderarbeit und für die Überwindung sozialer Missstände ein. Viele soziale Rechte für Frauen und Kinder, die heute selbstverständlich sind, gehen auf ihre Initiative zurück. Zu ihren wichtigsten politischen Forderungen zählte schon damals „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ für Frauen. 1912 gründete Burjan den „Verband der christlichen Heimarbeiterinnen“ und 1918 den Verein „Soziale Hilfe“. Als Frauen 1919 erstmals das aktive und passive Wahlrecht ausüben konnten, zog Burjan als erste christlich-soziale Abgeordnete in das österreichische Parlament ein. Am 4. Oktober 1919 gründete sie die religiöse Schwesterngemeinschaft „Caritas Socialis“, mit dem Auftrag, soziale Not der Zeit zu erkennen und zu lindern. Hildegard Burjan starb am 11. Juni 1933 an einem schweren Nierenleiden. Am 6. Juni 1963 wurde das Seligsprechungsverfahren eingeleitet. Ihre Seligsprechung erfolgte am 29. Januar 2012 im Wiener Stephansdom. Der Gedenktag der Seligen ist am 12. Juni.

(kap 08.11.2012 cs)








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