Der Besuch der österreichischen Bischöfe in Brüssel bei den zentralen EU-Institutionen
dient nicht nur dazu, kirchlich-christliche Anliegen bei den politischen Entscheidungsträgern
vorzubringen. Es geht zugleich auch darum, dass die Bischöfe selbst in ihrem jeweiligen
Verantwortungsbereich Bewusstsein für das „Projekt Europa“ schaffen und es in kritischer
Solidarität begleiten. Das hat der österreichische „Europabischof“ Egon Kapellari
in Brüssel im Gespräch mit „Kathpress“ betont. Die österreichischen Bischöfe waren
am Mittwoch in der EU-Kommission in Brüssel mit Regionalpolitik-Kommissar Johannes
Hahn und hochrangigen Beamten unterschiedlichster Abteilungen zusammengetroffen, um
aktuelle europäische Herausforderungen zu diskutieren.
Er nehme von den Begegnungen
mit den politischen Entscheidungsträgern in Brüssel die Bestätigung mit, dass der
Dialog mit der Politik für die Kirche ein Dauerauftrag sei, den es mit viel Engagement
zu erfüllen gelte, sagte Kapellari. Der Bischof ortete zwei gegensätzliche gesellschaftliche
Strömungen: Zum einen ein neues Misstrauen gegen das Christentum im allgemeinen und
die katholische Kirche im Besonderen, zum anderen aber auch eine neue Suchbewegung
nach Sinn im Leben. Für die Katholiken müsse auf jeden Fall gelten, sich „mit angemessenem
Selbstbewusstsein“ und Sachverstand in Europa zu engagieren. Wenn die Kirche ihre
Tätigkeit zur Beseelung und Stabilisierung der europäischen Zivilgesellschaft nicht
mehr einbringt, würden „Hohlräume“ entstehen, warnte der Bischof. Stürzen diese ein,
würden die Existenzen vieler Menschen beschädigt, die zuvor die Bedeutung der Kirche
weder kennen noch schätzen würden.
Kapellari betonte im „Kathpress“-Gespräch
einmal mehr hinsichtlich des Europaengagements die Notwendigkeiten von Allianzen mit
anderen christlichen Kirchen, Religionsgemeinschaften und auch nichtreligiösen Kräften,
die in zentralen Wertvorstellungen mit den Kirchen aber übereinstimmen würden. Bischof
Kapellari ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für Europafragen zuständig.
Er vertritt die heimische Bischofskonferenz u.a. in der „Kommission der Bischofskonferenzen
in der Europäischen Gemeinschaft“ (ComECE) und war viele Jahre auch österreichischer
Delegierter im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE).