2012-11-07 12:42:44

USA: Minderheiten entscheidend für Obamas Wahlsieg


RealAudioMP3 Amerika hat einen neuen alten Präsidenten. Für Barack Obamas Wahlsieg, der im Gegensatz zu den Wahlen von vor vier Jahren denkbar knapp ausgefallen ist, waren die Stimmen der Minderheiten im allgemeinen, aber vor allem diejenigen der Hispanoamerikaner entscheidend. Das sagte uns der scheidende amerikanische Botschafter am Heiligen Stuhl, Miguel H. Diaz, bei einer Feierstunde der Wahlergebnisse an diesem Mittwochmorgen.

„Zunächst einmal bin ich unheimlich glücklich darüber, das amerikanische Volk wählen gesehen zu haben, in einer Situation, in der das Volk nach dem demokratischen Prinzip seinen Willen ausdrücken kann und frei entscheiden kann. Ich denke, die Bestätigung der Demokratie ist enorm wichtig. Ich persönlich bin natürlich von Obama ernannt worden, deshalb bin ich sehr froh, dass er nun wiedergewählt worden ist. Es ist eine große Ehre, in seiner Verwaltung gearbeitet zu haben, und deshalb beglückwünsche ich ihn heute sehr dafür, dass er nun wiedergewählt worden ist und seine Arbeit für die nächsten vier Jahre fortführen kann.“

Zwar hätten beide Präsidentschaftskandidaten im Wahlkampf sehr gegensätzliche Positionen vertreten, aber letztlich habe sie doch der Wunsch geeint, Amerika zu dienen – das sei durch die enorm hohe Wahlbeteiligung belohnt worden und sei gleichzeitig eine deutliche Bestätigung für die demokratische Kultur Amerikas gewesen. Insbesondere die im US-Kontext so wichtigen Minderheiten hätten so zahlreich gewählt wie noch nie zuvor, so der Botschafter, dessen Familie ursprünglich aus Kuba kommt, der also selbst ein Latino ist.

„Man spricht von einem sozialen Wandel in der amerikanischen Kultur und Bevölkerung. Was man sagen kann, ist, dass unsere Nation schon immer in einem ständigen Wandel begriffen ist. Es ist keine statische Nation, und wenn der Präsident von der Perfektion unserer Nation spricht, dann spricht er genau darüber. Eine Perfektion und eine Dynamik, die sich ständig entwickeln und verbessern. In der Geschichte hatten wir stets den Beitrag von verschiedenen Ethnien und Bevölkerungsgruppen, und bei diesen Wahlen haben wir nun die große Verschiedenheit der Amerikaner gesehen, ob sie nun für Romney oder Obama gestimmt haben. Aber was ich wirklich gern gesehen habe, ist, dass das Volk seine Stimme abgeben wollte, und als erster hispanoamerikanischer Botschafter am Heiligen Stuhl bin ich besonders glücklich über die hohe Wahlbeteiligung der Hispanoamerikaner.“

Die Stimmen für Obama aus dem Lager der Katholiken fielen im Gegensatz zu den Wahlen von vor vier Jahren um einiges geringer aus, sie fielen von 54 Prozent auf etwa 50 Prozent. Eines der möglichen Motive könnten umstrittene Passagen der Gesundheitsreform Obama-Care gewesen sein. Die US-Bischöfe hatten sich vehement gegen Teile der Gesundheitsreform eingesetzt, in denen sie eine Einschränkung der Religionsfreiheit sehen.

„In den Vereinigten Staaten, aber auch auf internationaler Ebene brauchen wir dringend Brückenbauer. In diesem Sinne hat der Präsident schon gesagt, dass wir in einer Zeit leben, in der wir vor großen Herausforderungen stehen. Wir müssen den Dialog weiterführen und versuchen, zu Kompromissen zu kommen, wenn wir vor diesen menschlichen Differenzen stehen, die uns manchmal etwas Spannung bringen. Das ist nicht eine Sache, die eine bestimmte religiöse oder ethnische Gruppe betrifft. Ich denke, es ist in diesem Moment wichtig - nicht nur für die USA, sondern für die ganze Welt - mit unserem Einsatz für den Dialog und gemeinsamen Aktionen weiterzumachen und für das Gemeinwohl zu arbeiten. Ich denke, das ist die größte Herausforderung, die wir in der Zukunft vor uns haben.“

Mit dem Dialog wird der US-Präsident im eigenen Land beginnen müssen: Zwar konnte er einen deutlichen Vorsprung bei den Stimmen der Wahlmänner für sich verbuchen, doch bei den so genannten Popular Votes, also den vom Volk direkt abgegebenen Stimmen, kristallisiert sich ein haudünner Vorsprung von nur zwei Millionen Stimmen, also ein knappes Prozent, heraus. D er US-Botschafter am Heiligen Stuhl hingegen hat nun noch die letzten Tage seiner Amtszeit vor sich – danach wird er in sein ursprüngliches berufliches Milieu zurückkehren und einen Professorenposten an der Universität von Dayton antreten. Wir fragten ihn nach seinen Gedanken, mit denen er nun den Posten als Botschafter verlasse:

„Auf diesem meinem Posten kann man nicht arbeiten, wenn man nicht eine katholische Grundstimmung hat und universell und an den Nächsten denkt. Ich verlasse also meinen Posten mit einem Gedanken an die Universalfamilie. Natürlich - an einem Tag wie heute, an dem wir die amerikanische Demokratie feiern, will ich einen großen Glückwunsch an Obama dafür senden, dass er wieder als unser Präsident bestätigt worden ist und damit als Führer der gesamten freien demokratischen Welt, könnte man fast sagen. Als Amerikaner bin ich heute sehr stolz, mit den anderen Amerikanern diese große Nation und diesen demokratischen Prozess zu teilen.“

(rv 07.11.2012 cs)







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